Aufsichtsrat der Lufthansa stimmt für Rettungspaket
Zuletzt aktualisiert & geprüft: 18.08.2021
Die Lufthansa ist von der Corona-Pandemie stark betroffen. Seit Februar gingen kaum noch Flugzeuge in die Luft. In der Folge erlitt die Airline hohe Verluste und bat die Bundesregierung um Hilfe. Der Aufsichtsrat der Lufthansa hat dem Rettungspaket der Bundesregierung nun zugestimmt und akzeptiert damit auch, dass Start- und Landerechte abgegeben werden. Zuvor hatte schon die Unternehmensführung dem Rettungspaket zugestimmt und die Auflagen der EU-Kommission akzeptiert.
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Lufthansa seit Wochen in Schwierigkeiten
Die Lufthansa ist seit Wochen in der Krise, da das Unternehmen infolge der Corona-Pandemie massive Umsatzrückgänge hinnehmen musste. Seit dem Beginn des weltweiten Ausbruchs von Covid-19 sind kaum noch Flugzeuge gestartet und gelandet. In der Folge zeigte sich die Lufthansa finanziell angeschlagen und bat den Bund um Hilfe. In der letzten Woche einigte sich die Lufthansa mit der Bundesregierung auf ein Hilfspaket im Wert von neun Milliarden Euro.
Drei Milliarden Euro kommen als Darlehen von der KfW-Bank, weitere sechs Milliarden Euro aus dem staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds WSF, der im Zuge der Corona-Krise aufgelegt wurde und die wirtschaftlichen Folgen der Krise mildern soll. Der Fonds soll im Rahmen einer Kapitalerhöhung Aktien zeichnen, um so eine Beteiligung von 20 Prozent am Grundkapital der Lufthansa zu erhalten. Insbesondere letztes sorgte auch für Kritik.
Intensive Diskussion im Aufsichtsrat
Dem Aufsichtsrat fiel die Entscheidung wohl nicht leicht. Laut Karl-Ludwig Kley, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Lufthansa, gab es eine intensive Diskussion. Im nächsten Schritt müssen noch die Aktionäre zustimmen. Kley empfiehlt den Aktionären, den eingeschlagenen Weg mitzugehen. Für den 25. Juni ist eine außerordentliche Hauptversammlung geplant.
Der Aufsichtsrat der Lufthansa machte zunächst deutlich, dass er Vorbehalte gegenüber dem Rettungspaket hatte. Vor allem die Auflagen der EU-Kommission, die dem Lufthansa Rettungspaket ebenfalls zustimmen muss, sorgten für Bedenken. Schlussendlich kam es dennoch zu einer Einigung. Die Lufthansa muss 24 Start- und Landerechte (Slots) an den Flughäfen in Frankfurt am Main und München, die für das Unternehmen besonders wichtig sind, an andere Airlines abtreten. Je ein Wettbewerber erhält die Gelegenheit, bis zu vier Flugzeuge zu stationieren und die Slots der Lufthansa mit diesen zu nutzen. In den kommenden eineinhalb Jahren können neue Wettbewerber an den beiden Flughäfen diese Option nutzen.
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Chance für Ryanair und Easyjet
Findet sich kein neuer Wettbewerber, so können auch vorhandene Wettbewerber an den beiden Flughäfen die Gelegenheit nutzen. In diesem Fall soll es ein Bieterverfahren geben. Nur europäische Wettbewerber können die Slots erhalten. Voraussetzung ist, dass diese nicht selbst staatliche Hilfen aufgrund der Corona-Pandemie erhalten haben.
Easyjet und Ryanair könnten letztendlich von der Situation profitieren. Ryanair ist bislang ohne Staatshilfen durch die Krise gekommen und plant auch nicht, eine solche Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Die irische Airline hatte zudem den Einstieg der Bundesregierung bei der Lufthansa deutlich kritisiert. Bislang ist Ryanair zwar in Frankfurt am Main vertreten, aber noch nicht in München. Bei Easyjet ist es umgekehrt.
In der Luftfahrtbranche gilt die Faustregel, je mehr Slots eine Airline besitzt, umso größer ist ihre Marktmacht. Die EU-Kommission befürchtete, dass die staatliche Unterstützung für die Airline den Wettbewerb am Markt schwächen könnte. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager warnte, dass letztendlich die Preise für Flugtickets steigen und damit die Verbraucher Nachteile hätten.
Luftfahrtbranche leidet unter Corona-Pandemie
Die gesamte Luftfahrtbranche leidet unter den Folgen der Corona-Krise. Auch zahlreiche Tourismus-Unternehmen wie TUI stehen enorm unter Druck. Zunächst gab es in vielen Ländern rund um den Globus Lockdowns und Reisebeschränkungen, nun drücken finanzielle Sorgen der Bürger auf die Stimmung. In den letzten Wochen sind fast ausschließlich Frachtflüge der Lufthansa gestartet. Nun können zehntausende der 138.000 Arbeitsplätze bedroht sein.
Nicht nur die Lufthansa und Condor gehen davon aus, dass es mehrere Jahre dauern wird, bis die Luftfahrtbranche wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Vorstandschef Carsten Spohr geht daher davon aus, dass Kapazitäten angepasst werden müssen und sich damit das Angebot verkleinert. Mit den Tarif- und Sozialpartnern sollen Gespräche geführt werden, wie dies sozialverträglich möglich ist. Auch mit den wichtigen Gewerkschaften wie ver.di, UFO und der Piloten-Gewerkschaft Cockpit sollen Gespräche geführt werden.
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Anleger über das Lufthansa Rettungspaket erleichtert
Viele Anleger zeigten sich über die Einigung zwischen der Bundesregierung und der Lufthansa erleichtert. Allerdings sind blicken einige Analysten skeptisch auf die Entwicklung. Der Bund verkauft nun auch wieder erste Lusthansa-Anteile. Einige Banken stuften die Aktie der Lufthansa bereits herab. Es wird befürchtet, dass die Lufthansa ihre überdurchschnittliche Kursentwicklung gegenüber anderen Airlines nicht halten kann. Die staatliche Beteiligung veranlasste einige Analysten ebenfalls dazu, ihre Kursziele für die Lufthansa zu senken.
Aktienhändler werden nun womöglich zum Mittel der Leerverkäufe greifen. Aus fundamentaler und technischer Sicht sind sinkende Kurse der Lufthansa-Aktie nun durchaus denkbar. Eine Alternative sind CFDs, mit denen Anleger auch auf fallende Kurse setzen können. CFDs eigenen sich insbesondere für kurzfristige Investments. Anleger profitieren zudem von einer Hebelwirkung. Geht ein Anleger hier eine Short-Position ein und der Aktienkurs fällt tatsächlich, so erhält der Anleger einen Gewinn. Ein Konto bei einem CFD-Broker ist oft in kurzer Zeit eröffnet.
Einigung noch nicht endgültig besiegelt
Aus dem Wirtschaftsministerium hieß es, dass die Einigung mit der Lufthansa noch nicht endgültig besiegelt ist, da insbesondere die Gespräche mit der EU-Kommission schwierig waren. Dennoch sieht das Wirtschaftsministerium die aktuelle Einigung als einen Zwischenschritt für die Einberufung einer Hauptversammlung. Dort kann dann das Hilfspaket endgültig auf den Weg gebracht werden.
Die Bundesregierung und die EU-Kommission müssen dem Rettungspaket allerdings ebenfalls noch zustimmen. Ursprünglich wurde in Brüssel gefordert, dass die Lufthansa 20 Jets abgibt. Das Unternehmen hatte drei Jets angeboten, was die EU-Kommission ablehnte. Zudem sicherte die Bundesregierung der EU-Kommission die Sicherung des Wettbewerbs zu. Der Aufsichtsrat der Lufthansa hatte befürchtet, dass zu hohe Auflagen die Drehkreuzfunktion der beiden Heimatflughäfen in Frankfurt am Main und München schwächen könnte.
Zwei Milliarden Euro Verlust bei der Lufthansa
Die Corona-Pandemie führte dazu, dass die Lufthansa im letzten Quartal einen Verlust von mehr als zwei Milliarden Euro hinnehmen musste. Neben dem Lufthansa Rettungspaket der Bundesregierung wird es daher auch zu Einsparungen, insbesondere bei Arbeitsplätzen, kommen. Neben dem operativen Verlust von 1,2 Milliarden Euro erlitt die Lufthansa Verluste bei Termingeschäften mit Treibstoff in Höhe von 950 Millionen Euro. Lufthansa-Chef Carsten Spohr kündigte daraufhin Restrukturierungen an. Zu diesen gehört auch der Einstieg der Bundesregierung und das damit verbundenen Hilfspaket.
Im Mai konnten nur drei Prozent aller ursprünglich geplanten Flüge in die Luft gehen. Ab Juni will die Lufthansa ebenso wie ihre Tochter-Airlines Schritt für Schritt den Passagierverkehr wieder aufnehmen. Im September kann die Unternehmensgruppe unter Umständen wieder 40 Prozent der ursprünglich geplanten Kapazitäten anbieten, insbesondere bei touristischen Zielen.
Mehr als 90 Prozent der Flugzeuge am Boden
In den letzten Wochen konnten 700 der 763 Jets der Lufthansa nicht in die Luft gehen. Auch im nächsten Jahr werden wohl 300 Flugzeuge nicht fliegen. Sogar für 2022 rechnet die Lufthansa damit, dass 200 Maschinen am Boden bleiben werden. 2023 wird die Flotte wohl noch immer 100 Flugzeuge wenige haben. Derzeit sind zudem 87.000 Mitarbeiter der Lufthansa in Kurzarbeit. Aus Konzernkreisen ist zu hören, dass es einen „Personalüberhang“ von bis zu 20.000 Mitarbeitern gebe. Die Lufthansa will mit den Gewerkschaften über Teilzeitmodelle und Gehaltsverzichte sprechen.
Aufgrund der aktuellen Situation kann die Lufthansa noch keinen genauen Ausblick auf das gesamte Jahr 2020 geben. Die Unsicherheiten sind derzeit sehr groß. Allerdings ist davon auszugehen, dass das Betriebsergebnis im Vergleich zum Vorjahr enorm sinken wird.
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Millionen Jobs in der Luftfahrtbranche bedroht
Schon im April befürchtete der Dachverband der Fluggesellschaften (IATA), dass aufgrund der Corona-Pandemie 25 Millionen Menschen in der Luftfahrtbranche ihren Job verlieren könnten. Schon zu diesem Zeitpunkt waren kaum noch Flugzeuge in der Luft. Experten berechneten, dass die Anzahl der Flugzeuge am Himmel auf einen Wert wie vor 65 Jahren gefallen ist. Bereits im April reagierte die Lufthansa mit Stellenstreichungen in der Verwaltung und dem endgültigen Aus für Germanwings auf die Krise.
Insgesamt wurden schon im April 90 Prozent weniger Flüge durchgeführt. Die IATA befürchtete daher schon damals, dass bei vielen Airlines das Geld knapp werden könnte. Die Geldreserven vieler Unternehmen der Branche reichen nur für zwei Monate. Neben den fehlenden Einnahmen kamen weitere Kosten auf die Unternehmen zu. Mögliche Ticket-Rückerstattungen können weitere Kosten in Milliardenhöhe zur Folge haben.
Fazit: Situation der Lufthansa weiter schwierig
Nach der Unternehmensführung stimmte nun auch der Aufsichtsrat dem Hilfspaket der Bundesregierung zu. Damit erhält die Lufthansa ein Rettungspaket von sechs Milliarden Euro aus dem neuen Wirtschaftsstabilisierungsfonds WSF. Weitere drei Milliarden stellt die KfW in Form von Darlehen zur Verfügung. Im Gegenzug wird die Bundesregierung mit Anteilen von 20 Prozent bei der Lufthansa einsteigen. Darüber hinaus einigte sich die Airline nach schwierigen Verhandlungen mit der EU-Kommission, 24 Start- und Landerechte abzugeben. Nun müssen noch die Aktionäre zustimmen und auch aus Brüssel und Berlin fehlt noch grünes Licht.
Dennoch werden dies nicht die einzigen Veränderungen bei der Lufthansa bleiben. An anderen Stellen, insbesondere beim Personal, wird es wohl zu Restrukturierungen und Einsparungen kommen. Infolge der Corona-Krise ging in den letzten Wochen nur ein Bruchteil der Lufthansa-Maschinen in die Luft. Dies hatte wiederum Verluste von über zwei Milliarden Euro im abgelaufenen Quartal zur Folge.
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