Britische Wirtschaft erholt sich

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 27.08.2021


Die wirtschaftliche Erholung in Großbritannien kommt voran. Dies wird vor allem in Pubs und im Einzelhandel sichtbar, wo die Briten wieder mehr Geld ausgeben. Allerdings ist die Corona-Pandemie auch in Großbritannien noch längst nicht vorbei, was sich an vielen Stellen zeigt. In Großbritannien wurde am 19. Juli fast alle Corona-Maßnahmen aufgehoben. Aktien oder Indizes aus Großbritannien sind auch bei XTB handelbar.

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Prognosen noch letztes Jahr sehr düster

Noch im letzten Jahr waren die Prognosen zur wirtschaftlichen Erholung in Großbritannien eher negativ und nicht wenige Beobachter gingen davon aus, dass es zwei oder sogar drei Jahren könnte, bis sich die Wirtschaft wieder erholt. Hier spielt neben der Pandemie sicher auch der Brexit eine Rolle. Allerdings war die britische Wirtschaft im europäischen Vergleich mit am schwersten eingebrochen. Lediglich das Bruttoinlandsprodukt Spaniens schrumpfte im letzten Jahr noch stärker.

Neue Daten sprechen nun aber eine andere Sprache. Laut des britischen Statistikamts wuchs die Wirtschaft im zweiten Quartal um 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Das Bruttoinlandsprodukt liegt zwar noch immer 4,4 Prozent unter den Vorkrisenwerten, aber die Erholung scheint schneller voranzugehen als erwartet. Noch im ersten Quartal schrumpfe die Wirtschaft um 1,6 Prozent.

Dienstleistungssektor wieder stärker

Vor allem der Dienstleistungssektor in Großbritannien präsentiert sich wieder stark. Dieser Bereich ist für die britische Wirtschaft traditionell wichtig und erlitt im letzten Jahr einen historischen Einbruch. Die Lockerungen im Juli sollten daher die Wirtschaft wieder ankurbeln und die Briten motivieren, wieder mehr Geld auszugeben. Während der Pandemie sparten die Briten umgerechnet 230 Milliarden Euro an.

Nun geben die Briten wieder mehr Geld aus. Damit dies aber so weiter geht, muss auch die Pandemie weiter unter Kontrolle gebracht werden, was längst noch nicht der Fall ist. Zwar haben sich viele Briten bereits impfen lassen – die Impfquote liegt bei 75 Prozent – und die Todesfälle sind ebenso zurückgegangen wie die Zahl der Krankenhausaufenthalte, aber noch immer stecken sich viele Menschen mit dem Virus an. Zuletzt gab es wieder etwa 30.000 Neuansteckungen am Tag und der Trend geht wieder leicht nach oben.

Einzelhandel erholt sich gut

Dennoch kommen wieder mehr Leute in die Geschäfte und kaufen Kleidung oder Elektrogeräte. Vielerorts blieben aber die Herausforderungen groß, auch aufgrund des Brexits. Zuletzt gaben die Briten wieder etwas weniger Geld aus und die vielen Neuinfektionen wirken sich mehr und mehr auf die Wirtschaft aus. So mussten Restaurants schließen, weil Personal bei Zulieferern erkrankt war.

Außerdem fehlen laut eines Branchenverbands 90.000 Lkw-Fahrer. Rund 20.000 sind aufgrund des Brexits in ihre Heimatländer zurückgegangen. Diese sollen aber laut der britischen Regierung nicht zurückgeholt werden, sondern die Verantwortlichen hoffen, dass britische Arbeitnehmer die Aufgabe übernehmen.

Rod MacKenzie, der Chef des Logistikverbandes Road Haulage Association, befürchtet, dass die Probleme noch größer werden. Das British Retail Consortium spricht dennoch nur von „geringfügigen Störungen“ bei den Lieferketten und Tesco, eine der größten Supermarktketten des Landes, von sporadischen Störungen aufgrund fehlender Lkw-Fahrer. Laut Sainsbury’s könnten einzelne Produkte fehlen, die Auswahl sei aber weiter groß.

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Weniger Lieferungen an Supermärkte

Laut MacKenzie kommen viele Produkte auf Lkws nach Großbritannien und viele große Supermärkte bekämen derzeit statt üblicherweise drei Lieferungen am Tag aktuell nur eine. Für neue Bewerber aus dem EU-Ausland gelten hohe Hürden beim Visa-Verfahren. Dazu kommt, dass viele ältere Lkw-Fahrer in Rente gehen und aufgrund der Pandemie zahlreich Fahrprüfungen ausgefallen sind.

Die Regierung versucht gegenzusteuern, indem die Fahrzeiten ausgeweitet wurden. Allerdings fordert MacKenzie kurzfristige Visa für Fahrer aus EU-Ländern und eine stärkere Subventionierung der Ausbildung, die wohl oft 5.000 bis 10.000 Pfund kostet. Ähnliche Forderungen kommen auch vom British Retail Consortium und dem Verband Logistics UK.

Darüber hinaus verweist die Regierung auf das Ende der Freizügigkeit für EU-Bürger und ist der Meinung, britische Unternehmen sollten Briten für diese Aufgabe einstellen. Die Situation hängt wohl nur wenig mit der sogenannten „Pingdemic“ zusammen, sondern eher mit strukturellen Problemen in der Branche.

Mitarbeiter in Quarantäne

Der Begriff der „Pingdemic“ geht auf die britische Corona-Warn-App zurück. Wer als Kontaktpersonen eines Corona-Infizierten eingestuft wird, muss sich in Quarantäne begeben. Aus diesem Grund fehlten in den letzten Wochen viele Mitarbeitende an ihren Arbeitsplätzen. Die Regel haben sich aber geändert. Wer als Kontaktperson eingestuft wird, aber vollständig geimpft ist, muss nicht mehr in Quarantäne.

Dennoch sind immer wieder leere Supermarktregale zu sehen. Dazu kommt, dass derzeit in Großbritannien rund eine Million Arbeitsplätze unbesetzt sind. Die Arbeitslosenquote sank im Juni auf 4,7 Prozent, könnte aber im September wieder leicht ansteigen. Dann läuft ein Programm der Regierung aus, über das Angestellte vor einer Entlassung geschützt sind.

Der Gesundheitssektor in Großbritannien erholt sich ebenfalls wieder, da mehr Patienten Arzttermine wahrgenommen haben. Im zweiten Quartal gaben die Briten laut des britischen Statistikamts 7,3 Prozent mehr Geld aus. Die Industrieproduktion stieg und auch das Baugewerbe war erfolgreicher. Die Bank of England geht für das gesamte Jahr von einem Wachstum von etwa acht Prozent aus. Im letzten Jahr brach die Wirtschaft um fast zehn Prozent ein. Dieser Verlust könnte damit bis Jahresende fast aufgeholt sein.

Lieferengpässe nehmen auch in Deutschland weiter zu

Hierzulande nehmen die Lieferengpässe ebenfalls weiter zu, was sich auf die Stimmung in der Wirtschaft auswirkt. Der ifo-Geschäftsklimaindex sank im August von 100,7 auf 99,4 Punkte. Das ifo-Institut befragte dafür 9.000 Managern. Der Index ging damit zum zweiten Mal in Folge nach unten.

Neben den Lieferengpässen belasten laut ifo-Präsident Clemens Fuest Sorgen wegen steigender Informationen die Konjunktur, vor allem im Gastgewerbe und im Tourismus. Das Geschäftsklima ist in allen Branchen mit Ausnahme des Baugewerbes schlechter. Der Indikator für die Industrie fiel auf den niedrigsten Wert seit November, insbesondere aufgrund einer schwächeren Nachfrage. Im Handel und bei Dienstleistern fiel der Indikator ebenfalls. Viele Unternehmen schätzen ihre Aussichten für die nächsten Monate schwächer ein.

Experten gehen davon aus, dass sich die Lieferprobleme weiter verschärfen werden und so Aufträge nicht abgearbeitet werden können. Produktionen werden also verschoben, was die Lieferzeiten weiter verlängert. Laut des ifo-Instiuts geben mittlerweile 70 Prozent der Industriebetriebe Lieferprobleme an. Im Vormonat waren es noch 64 Prozent.

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Aktuelle Situation besser eingeschätzt

Die Manager beurteilten aber ihre aktuelle Situation etwas besser als zuvor. Die Erholung der Wirtschaft ist damit wohl weiterhin intakt, obwohl es einige Unsicherheiten gibt. Auch bei den Exporten trübt sich die Zuversicht etwas ein, vor allem mit Blick auf das China-Geschäft. Dieses sank im Juli erstmals seit fast einem Jahr wieder. Laut des Statistischen Bundesamts sanken die Exporte nach China um fast vier Prozent im Vergleich zum Vormonat, was der erste Rückgang seit August 2020 und das größte Minus seit Mai 2020 war. China war in den letzten Monaten der Konjunkturmotor für die Weltwirtschaft und trug maßgeblich zur Erholung der deutschen Wirtschaft bei. Im ersten Halbjahr stiegen die Exporte nach China um 19 Prozent.

Die internationalen Lieferketten geraten aber immer mehr unter Druck, zuletzt durch die Probleme im Schiffsverkehr. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) meldet, dass 73 Prozent der Betriebe in Deutschland aktuell längere Wartezeiten für Rohstoffe, Vorprodukte und andere Waren hinnehmen müssen. Zudem schwächt sich die Konjunktur in China unter anderem aufgrund neuer Corona-Maßnahmen ab.

Handelsinstrumente aus Großbritannien bei XTB

XTB hat unter anderem Aktien und Indizes aus Großbritannien im Angebot. Bei Aktien können Trader wählen, ob sie diese direkt oder über CFDs handeln wollen. Der Handel erfolgt über die xStation 5, die regelmäßig verbessert wird. Dabei bezieht der Broker auch die Wünsche seiner Trader ein. Ein erster Überblick über das Handelsangebot ermöglicht das Demokonto, das 30 Tage lang kostenlos nutzbar ist. Zudem ist der Kundenservice in Frankfurt bei Fragen erreichbar.

Fazit: Britische Wirtschaft erholt sich

Die britische Wirtschaft erholt sich sehr gut von der Pandemie. Vor allem Pubs und Einzelhandel stützen die Erholung. Doch auch dort sind die Sorgen noch lange nicht vorbei, auch weil die Zahl der Neuansteckungen wieder steigt. Ein weiteres großes Problem ist derzeit der Mangel an Lkw-Fahrern, was Lieferengpässe zur Folge hat.

XTB bietet auch Finanzinstrumente aus Großbritannien, darunter Aktien und Indizes, an. Aktien können über nur ein Konto direkt oder als CFDs gehandelt werden. Der Handel erfolgt über die xStation 5, die auch Funktionen und Tools zur Fundamentalanalyse und der technischen Analyse bietet.

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