CFD Nachschusspflicht 2024: hohe Kapitalverluste beim Trading vermeiden
Zuletzt aktualisiert & geprüft: 10.08.2022
Dass das CFD-Trading mit gewissen Risiken verbunden ist, sollte jedem Trader klar sein. Allerdings unterschätzen gerade Einsteiger, wie weit diese Verlustrisiken reichen können. Im schlimmsten Fall drohen nämlich Verluste, die weit über das Guthaben, das sich auf dem Handelskonto befindet, hinausreichen. Zu sprechen ist dann auch von der CFD-Nachschusspflicht. Heißt für Trader im Umkehrschluss: Es ist essenziell wichtig, das Entstehen einer solchen Nachschusspflicht zu verhindern. Wie das geht und wann die Pflicht überhaupt greift, zeigen wir im folgenden Ratgeber.
Das Wichtigste in Kürze:
- CFD-Nachschusspflicht, wenn Verlust die Margin übersteigt
- Im schlimmsten Fall ist sogar das komplette Handelskapital verloren
- Viele Broker verzichten auf die Nachschusspflicht, schließen dafür aber Positionen eigenständig
- Trader können Nachschusspflicht durch Risikomanagement verhindern
Wann kommt es zur CFD-Nachschusspflicht?
Eine Nachschusspflicht kann beim CFD-Trading entstehen, wenn die Verluste das eingesetzte Kapital übersteigen. So zumindest die einfache Erklärung.
Konkret entsteht dieses Risiko, weil Anleger beim Handel mit CFDs einen sogenannten Hebel einsetzen.
Vereinfacht gesprochen multiplizieren sie damit ihren Kapitaleinsatz um einen bestimmten Faktor:
- Einsatz (Margin): 100 Euro
- Hebelfaktor: 1:100
Diese Positionseröffnungen – die durchaus realistisch ist – würde bedeuten, dass der Trader beim Broker eine Sicherheitsleistung von 100 Euro hinterlegt, der Broker dafür aber 10.000 Euro an den Märkten bewegt. Alle Gewinne und Verluste des Basiswerts beziehen sich jetzt nicht mehr auf die Margin, sondern das gehebelte Kapital.
Auch kleinere Schwankungen des Basiswerts können somit zu hohen Verluste führen – zumindest in Bezug auf die Margin. Im konkreten Fall würde sogar schon eine Veränderung von nur einem Prozent des Basiswerts dazu führen, dass sich der Wert der CFD-Position um 100 Prozent verändert. Das ist wohlgemerkt in beide Richtungen möglich.
„Aber CFDs verfügen doch über eine unbegrenzte Laufzeit, die Verluste der Position sind ja nur virtuell!“ Ja und nein. Auf der einen Seite stimmt es, dass Halter von CFD-Positionen eigentlich selbst bestimmten, wann sie eben diese Positionen wieder schließen. Doch das Risiko ist für den Broker enorm. Sollte der Verlust die Margin übersteigen und stärker werden, haftet im Zweifelsfall der Broker für die Verluste. Er kann nicht im Einzelfall bewerten, ob ein späterer Wertgewinn realistisch ist. Die Folge ist, dass es zur CFD-Nachschusspflicht kommt.
Fazit: Wer mit CFDs tradet, der nutzt einen Hebel, um das eingesetzte Kapital um einen bestimmten Faktor zu erhöhen. Genau aus diesem Grund kann es aber vorkommen, dass Verluste die hinterlegte Sicherheitsleistung übersteigen. Weil dann der Broker für weitere Verluste haften würde, kommt es zur CFD-Nachschusspflicht. Hierbei wird der Trader gebeten, weiteres Kapital in die Position fließen zu lassen.
Margin Call und negativer Kontosaldo
Zu unterscheiden ist in Bezug auf die Nachschusspflicht beim CFD-Trading zwischen zwei Fällen: Margin Call und negativer Kontosaldo.
- Margin Call: Zum Margin Call kommt es, wenn eine einzelne Position aktuell so weit im Minus ist, dass die hinterlegte Sicherheitsleistung überstiegen wird. In Zeiten vor dem Internet rief der Broker den Trader dann an und bat ihn, neues Kapital zu hinterlegen – daher der Name „Margin Call“. Entscheidet sich der Anleger gegen den Nachschuss, schließt der Broker die Position, bevor weitere Verluste entstehen.
- Negativer Saldo: In besonders extremen Fällen kommt dieser Margin Call zu spät. Wenn die Märkte beispielsweise binnen Sekunden einbrechen, sind einzelne Positionen plötzlich so weit im Minus, dass nicht mehr nur die Margin überschritten wird. Selbst aus seinem kompletten Handelskapital, das sich aktuell auf dem Depot befindet, könnte der Trader seine Verluste nicht mehr decken.
Insbesondere der zweite Fall ist für viele Anleger extrem tragisch. Sie überweisen grundsätzlich nur solches Kapital auf ein CFD-Konto, das sie nicht zum Leben benötigen. Ist dieses Kapital verloren, ist das zwar nicht positiv zu werten, es wirkt sich aber ausdrücklich nicht auf den (finanziellen) Alltag aus. Doch durch den negativen Saldo hat der Broker jetzt plötzlich eine Forderung gegenüber dem Trader, die sich explizit auf das gesamte Privatvermögen erstreckt.
Im Zweifelsfall muss der Anleger also das verlorene Kapital durch andere Vermögenswerte ersetzen. Je nach aktueller Finanzlage und Höhe des Saldos kann das im schlimmsten Fall gar bis in die Privatinsolvenz führen. Selbstverständlich handelt es sich hierbei um den Extremfall, der aber in der Vergangenheit in Einzelfällen durchaus aufgetreten ist.
Fazit: In Bezug auf die CFD-Nachschusspflicht ist klar zwischen zwei verschiedenen Szenarien zu unterscheiden. Der sogenannte Margin Call betrifft einzelne Positionen, bei denen der derzeitige Verlust die hinterlegte Sicherheitsleistung übersteigt. Trader werden dann gebeten, Kapital aus ihrem Handelskapital nachzuschießen. Im Extremfall kann es aber passieren, dass der Verlust einer oder mehrere Positionen zusammen das komplette Handelskapital des Traders übersteigt. In diesem Fall entsteht auf Seiten des Brokers eine Forderung gegenüber dem Trader, die sich sogar bis auf das Privatvermögen erstrecken kann.
Nachschusspflicht bei einigen Brokern begrenzt
Insbesondere im Zuge der Krise um den Schweizer Franken Anfang 2015 gerieten viele Broker in die Kritik. Was war geschehen?
- Grundsätzlich ist die Entwicklung des Schweizer Franken an die des Euro gekoppelt worden. So wollte die Schweizer Notenbank die Exportkraft des deutschen Nachbarlandes stärken.
- Völlig überraschend gab die Zentralbank am 15.01.2015 bekannt, diese Beschränkung aufzuheben.
- Binnen Sekunden brach der Kurs des Euro gegenüber dem Franken um mehr als 30 Prozent ein.
- Viele Trader hatten aber auf ein Erstarken des Euro gesetzt und ihre Positionen mit starken Hebeln versehen.
Das eigentliche Problem bestand auch darin, dass die Trader ihre Positionen durchaus mit einem Stopp ausgestattet hatten. Somit hatten sie ihren maximalen Verlust eigentlich eingegrenzt. Doch aufgrund des enorm rapiden Kursverlusts griffen die Stopps zu spät, die Broker konnten nicht mehr rechtzeitig geeignete Käufer und Verkäufer für die Positionen finden.
Es entstand in diesem Zuge nicht nur eine reine Nachschusspflicht für die Positionen, sondern vielmehr ein negativer Kontosaldo. Einige Trader mussten sogar Insolvenz anmelden, weil sie mehrere hunderttausend Euro verloren hatten – trotz Risikoabsicherung. Seitdem hat sich im Markt allerdings einiges getan. So verzichten einige Broker seit der Krise auf die generelle Nachschusspflicht bei negativen Kontosalden. Allerdings werden Positionen dann automatisch vom Broker geschlossen, wenn Verluste das Handelskapital übersteigen.
Bei der Wahl des Brokers sollten Trader immer darauf achten, ob der eigene Broker wirklich zu den Anbietern gehört, die von einer Nachschusspflicht absehen. Insbesondere bei risikoreicheren Trades kann genau das den Ausschlag zwischen einem Totalverlust und der Privatinsolvenz geben. Auch hier gilt natürlich wieder, dass es sich um einen extremen Fall handelt, doch umsichtige Trader sollten lieber Vorsicht als Nachsicht walten lassen.
Fazit: Seit der Krise um den Schweizer Franken sehen viele Broker davon ab, die generelle Nachschusspflicht geltend zu machen. Zu hoch waren die Verluste der Kunden und damit der Imageverlust der Anbieter. Dafür schließen die Broker Positionen jetzt schneller, wenn die theoretischen Verluste das Handelskapital des Traders übersteigen.
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Beispiel für die Nachschusspflicht
Um zu verdeutlichen, wie stark sich die Nachschusspflicht auswirkt und wann sie entstehen kann, sei ein kurzes Praxisbeispiel vorgestellt.
Ausgegangen wird von folgender Positionseröffnung, die allerdings teilweise vereinfacht ist.
So wird beispielsweise von den Handelskosten abgesehen, weil diese keinen Einfluss auf die Aussage dieses Beispiels haben:
- Basiswert: VW-Aktie
- Art: Call
- Einsatz:000 Euro
- Kapital auf dem Konto:000 Euro
- Hebel: 1:20
Durch den Hebelfaktor bewegt der Trader effektiv 20.000 Euro an den Finanzmärkten, geht dabei aber von einer Kurssteigerung der VW-Aktie aus. Doch der beispielhafte Anleger hat die Position genau vor dem Bekanntwerden der Abgasaffäre eröffnet. Das Problem:
- Vor dem Bekanntwerden des Skandals galt die VW-Aktie als sehr robust, der Konzern erwirtschaftete hohe Gewinne und das Wertpapier verhielt sich nicht volatiler als andere Underlyings.
- Den Skandal konnte kein Aktionär oder Trader vorhersagen.
- Auch die technische Analyse hätte in diesem Fall keinen Rückschluss auf mögliche Kursverluste liefern können.
Vor solch unvorhergesehenen Marktereignissen können keine Analysen, sondern nur das Risikomanagement schützen. Doch zurück zum Beispiel an sich: Die VW-Aktie ist im Zuge des Skandals binnen kurzer Zeit um rund 30 Prozent ab. Für den beispielhaften Trader ergibt sich aus dieser Situation ein horrender Verlust: 20.000 Euro * 0,3 = 6.000 Euro.
Die Margin von 1.000 Euro ist binnen Sekunden pulverisiert worden, allerdings kann der Anleger das Kapital noch aus seinem Handelskonto ausgleichen. Doch auch der Wert des gesamten Portfolios schrumpft von vorher 10.000 Euro auf jetzt nur noch 4.000 Euro. Wäre die VW-Aktie sogar um 50 Prozent eingebrochen – bei einem solchen Skandal durchaus denkbar – hätte der Trader sogar sein komplettes Handelskapital verloren.
Fazit: Wie das Beispiel zeigt, können Trader beim CFD-Handel binnen kurzer Zeit viel Geld verlieren. Auch hier handelt es sich wieder um ein extremes Beispiel, schließlich entwickeln sich die meisten Aktien und Basiswerte recht konstant. Doch VW verdeutlicht, dass auch große, alteingesessene Unternehmen letztlich nicht vor solchen Einbrüchen sicher sind.
CFD Nachschusspflicht durch Risikomanagement verhindern
Das Praxisbeispiel soll nicht vor dem CFD-Trading an sich warnen, sondern nur verdeutlichen, wie wichtig sogenanntes Risikomanagement ist.
Denn in bestimmten Marktsituationen helfen auch keine Chartanalysen mehr, solch externe Schocks sind nicht zu prognostizieren. Was hingegen sehr wohl möglich ist, ist das Portfolio vor solchen externen Schocks abzusichern.
Hier sorgen insbesondere zwei Prinzipien bzw. Mechanismen für Schutz:
- Diversifikation: Trader sollten ihr Kapital nicht nur in einen einzigen Basiswert, sondern mehrere Underlyings investieren. Hätte der Anleger aus dem Beispiel nicht nur CFDs auf die VW-Aktie abgeschlossen, sondern beispielsweise noch SAP oder Google im Portfolio gehabt, so hätten die Gewinne aus diesen Positionen den Verlust teilweise ausgleichen können. Sehr diversifiziert ist ein Portfolio dann, wenn die Kursentwicklungen der unterschiedlichen Basiswerte nicht bzw. nicht stark miteinander korrelieren. Beispielsweise entwickeln sich die Preise von Rohstoffen und Währungen zumindest auf kurze Sicht nicht in die gleiche Richtung.
- Volumen: Im Beispiel hätte den Trader die Diversifikation aber auch nicht vollends vor Verlusten abgesichert. Der Grund: Er hat sehr viel Kapital in eine Position investiert. Das gehebelte Kapital aus der CFD-Position betrug das Doppelte des Handelskapitals. Wichtig ist, genau dieses Verhältnis auf einen Maximalwert zu fixieren. So könnten sehr konservativ orientierte Trader etwa festlegen, dass eine einzige Position maximal 10 Prozent des gesamten Kapitals ausmachen darf.
Risikomanagement funktioniert jedoch nur, wenn sich Trader tatsächlich strikt an die eigenen Vorgaben halten. Selbst wenn eine Positionseröffnung noch so lukrativ erscheint, darf nicht von den eigenen Regeln abgewichen werden. Andernfalls drohen Fälle wie der des Schweizer Franken oder der VW-Aktie das komplette Handelskapital zu vernichten.
Fazit: Risikomanagement basiert auf zwei grundlegenden Säulen. Zum einen sollten Trader ihr Kapital diversifiziert in die Märkte investieren, also nicht nur auf einen Basiswert setzen. Zum anderen ist es wichtig, die maximale Positionsgröße immer vor dem Hintergrund des eigenen Handelskapitals zu bewerten. Wichtig ist es dann auch, sich wirklich konsequent an die vorgegebenen Regeln zu halten – andernfalls kann das Risikomanagement nicht funktionieren.
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Tipp: Zu Beginn Demokonto verwenden
Wer bisher noch keine Erfahrungen im Umgang mit CFDs gemacht hat, kann bei vielen Brokern in sogenanntes CFD Demokonto verwenden. Der große Vorteil: In der Testversion handeln Trader nur mit virtuellem Kapital, dessen Verlust sich nicht auf das eigene Vermögen auswirken würde. So entsteht im Demokonto explizit keine CFD-Nachschusspflicht, selbst wenn mögliche Verluste das gesamte Handelskapital übersteigen.
In der Testversion können Trader trotzdem alle Funktionen der regulären Handelsplattform von Brokern nutzen und ohne Einschränkungen handeln. So lassen sich erste Erfahrungswerte sammeln, die später beim Trading mit realem Kapital durchaus vor Verlusten schützen. Schließlich kann der Trader auch mit hektischen Situationen deutlich besser umgehen und so die richtigen Entscheidungen treffen.
Fazit: Insbesondere Einsteiger sind gut beraten, die ersten CFD-Positionen im Demokonto zu eröffnen. Schließlich nutzen sie hier nur virtuelles Startkapital, dessen Verlust sich nicht negativ auf das eigene Vermögen auswirken würde. Ansonsten unterscheiden sich Live- und Testversion allerdings nicht voneinander, so dass praxisnahe Handelserfahrungen gesammelt werden können.
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Fazit: CFD-Nachschusspflicht durch Risikomanagement verhindern
Zur Nachschusspflicht kann es beim Trading kommen, weil Anleger ihre CFD-Positionen hebeln. Von einem sogenannten Margin Call ist dabei zu sprechen, wenn der Verlust „lediglich“ die hinterlegte Sicherheitsleistung übersteigt. Im schlimmsten Fall gehen die Defizite aber so weit, dass sich das komplette Handelskonto plötzlich im Minus befindet.
Verhindert werden kann ein solches Szenario nur durch umsichtiges und vorausschauendes Risikomanagement. So sollten Trader ihr Portfolio diversifizieren und das Verhältnis aus gehebeltem Kapital und gesamten Handelskapital stets im Auge behalten.