Importe verteuern sich deutlich
Zuletzt aktualisiert & geprüft: 10.09.2021
Die Preise für Importe haben sich im Juli mit einem Anstieg um 15 Prozent so stark verteuert wie zuletzt vor 40 Jahren. Vor allem die Preise für Öl, Gas und andere Energieprodukte stiegen deutlich. Die Auswirkung diese Entwicklung wirkt sich nun auch mehr und mehr auf die Verbraucher aus. Für Endprodukte und Bauvorhaben könnten die Preise weiter steigen. Viele Aktien und andere Finanzinstrumente aus Deutschland sind auch bei XTB handelbar.
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1981 verteuerten sich laut des Statistischen Bundesamts die Preise während der zweiten Ölkrise um 17,4 Prozent. Vom aktuellen Anstieg zeigten sich Ökonomen überrascht, da sie nur von einem Zuwachs um 13,6 Prozent ausgegangen waren. Im Juni stiegen die Importpreise um 12,9 Prozent und im Juli im Vergleich zum Vormonat um 2,2 Prozent.
Nun gehen Experten davon aus, dass Unternehmen diese Entwicklung bald auch an die Verbraucher weitergegeben wird. Allerdings liegt die Inflationsrate schon jetzt mit 3,9 Prozent auf dem höchsten Stand seit 1993, als die Inflation bei 4,3 Prozent lag. Dies geht aus einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamts für August hervor. Die Verbraucherpreise liegen aber wohl auf dem gleichen Niveau wie im Juli. Die Inflation könnte in den nächsten Monaten auf bis zu fünf Prozent steigen, was mit einem Verlust der Kaufkraft bei Verbrauchern verbunden sein wird. 2022 könnte es dann wieder einen spürbaren Rückgang geben.
Energiepreise steigen
Hintergrund für die hohen Importpreise sind vor allem die steigenden Energiepreise. Hier waren die Importe um 89,6 Prozent teurer als vor einem Jahr, was sicher auch darauf zurückzuführen ist, dass die Preise im letzten Jahr aufgrund der Corona-Pandemie besonders niedrig waren. Auch die Nachfrage war damals besonders gering und es kam zu einem Angebotsüberhang.
Nun stiegen die Preise für Erdgas um 170,5 Prozent und für Erdöl um 68,9 Prozent. Würde man die Energiepreise herausrechnen, wären die Preise für Importe im Juli nur um 8,9 Prozent gestiegen. Neben Energie stiegen auch die Preise für andere Rohstoffe. Eisenerze waren 108,7 Prozent teurere und bei Holz betrug der Preisanstieg 57,4 Prozent. Bei landwirtschaftlichen Gütern waren die Einfuhrpreise 10,3 Prozent höher als im Juli letzten Jahres.
Die hohen Preise stehen auch in Verbindung zum Mangel bei vielen Materialien. Nun ist aber zu hören, dass sich zumindest in der Baubranche die Versorgung mit Materialien etwas verbessert. Dies geht aus einer Umfrage des ifo-Instituts hervor. Allerdings gibt es noch lange keine Entwarnung und vor allem in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten ist die Situation kritisch.
Situation in der Baubranche entspannt sich
Laut dem ifo-Institut sagen im August 42,2 Prozent der Unternehmen aus der Baubranche, dass sie unter Materialmangel leiden. Im Juli waren es noch 48,8 Prozent. Im Tiefbau sieht es ebenfalls etwas besser aus. Hier beklagten sich zuletzt 31,4 Prozent der Firmen über Lieferengpässe. Im Juli lag der Wert mit fast 34 Prozent noch etwas höher.
Das Gesamtbild wird daher etwas besser, aber in den Hochwassergebieten ist die Situation deutlich schwieriger. Laut Felix Leiss vom ifo-Institut war im August vor allem aus Nordrhein-Westfalen zu hören, dass das Hochwasser den Materialmangel in der Industrie verschärft hat. Die Zahl der betroffenen Unternehmen liegt dort deutlich über dem Durchschnitt für ganz Deutschland.
Insgesamt scheint die Situation weiter angespannt zu sein, denn viele Vorprodukte sind weiter knapp und teuer. Vor allem bei Dämmstoffen und Stahl ist dies der Fall. Leiss gibt aber an, dass sich die Situation bei Schnittholz verbessert habe. Allerdings sind zahlreiche Holzprodukte weiter nur schwer erhältlich.
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Dies wirkt sich auch auf die Preise auf. Die Baupreise, vor allem im Hochbau, steigen. Dort geben laut des ifo-Instituts viele Unternehmen Preissteigerungen an. Zudem plant jedes zweite Hochbau-Unternehmen Preiserhöhungen. Unternehmen aus dem Tiefbau planen ebenfalls Preissteigerungen, aber seltener. Die Baubranche leidet zudem unter dem Fachkräftemangel. Leiss sagt, dass jedes dritte Unternehmen angibt, Schwierigkeiten zu haben, passende Mitarbeitende zu finden.
Wie angespannt die Lage weiterhin ist, geht auch aus einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hervor. Demnach klagen vier von fünf Unternehmen über Materialengpässe. Probleme bei den Lieferketten und steigende Preise belasten viele Firmen. Mittlerweile fehlen Rohstoffe ebenso wie Vorprodukte und Waren, was sich auch auf die Preise auswirkt.
Der DIHK befragte knapp 3.000 Unternehmen unterschiedlicher Größe aus vielen Branchen. 83 Prozent gaben Schwierigkeiten an. Diese beziehen sich in erster Linie auf direkte Vorprodukte sowie Stahl, Aluminium, Kupfer und Holz. Zudem fehlen vielerorts Verpackungen und Elektronikteile. Weiter fehlen beispielsweise Halbleiter für die Autoindustrie. Aus dem Einzelhandel sind Klagen über Engpässe bei Textilien zu hören.
Gesamte Wirtschaft betroffen
Laut DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier ist die deutsche Wirtschaft in ihrer ganzen Breite betroffen. Zudem könnte die aktuelle Situation die wirtschaftliche Erholung deutlich erschweren und beim Bruttoinlandsprodukt könnte das Vorkrisenniveau erst Mitte nächsten Jahres wieder erreicht werden.
In einigen Zweigen der Industrie sind wohl fast alle Unternehmen betroffen. So melden über 90 Prozent der Firmen in den Bereichen der Gummi- und Kunststoffindustrie, der Metallindustrie und der Chemieindustrie Schwierigkeiten. Aus der Fahrzeugindustrie ist dies bei 92 Prozent der Unternehmen der Fall und bei Unternehmen aus der Elektronik bei 85 Prozent. Der DIHK kam im Baugewerbe auf einen Wert von 94 Prozent der Unternehmen.
Dazu kommen Probleme bei Einzelhändlern und bei Transport- und Logistikunternehmen. Nur wenige Firmen sagen, dass sich die Situation bei Lieferungen verbessert habe. 88 Prozent der Unternehmen werden zudem durch höhere Einkaufspreise belastet. Die Gründe für die Lieferengpässe scheinen vielfältig. Zum einen ist die Nachfrage derzeit deutlich höher, zum anderen ist in vielen Ländern die Corona-Pandemie weiterhin nicht unter Kontrolle.
Weitere Transport- und Lieferprobleme
70 Prozent der vom DIHK befragten Unternehmen geben zudem zu geringe Produktionskapazitäten an; 53 Prozent Transportprobleme. Hierzu gehören auch der Containermangel und die fehlenden Frachtkapazitäten bei Schiffen. Teilweise sind auch die Frachtkapazitäten auf Straßen, Schienen und mit Flugzeugen geringer.
Die Teilschließung des Hafens im chinesischen Ningbo beschäftigt die deutsche Wirtschaft weiter. Da der Hafen für den internationalen Handel sehr wichtig ist, kommt dies zu den schon seit langem bestehenden Lieferengpässen erschwerend hinzu. Laut des DIHK meldet zudem jede zweite Firma Produktionsausfälle bei Zulieferern. Dies wird als weiterer Grund für den Rohstoffmangel bewertet. Dazu kommen bei einigen Betrieben Schwierigkeiten durch das Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.
Mit Blick auf die nahe Zukunft sind die Erwartungen eher pessimistisch. Lediglich etwa jedes fünfte Unternehmen geht davon aus, dass sich die Situation bis Ende des Jahres verbessert. 53 Prozent rechnen erst 2022 mit einer klaren Verbesserung und ein Viertel der Betriebe ist derzeit nicht in der Lage, einzuschätzen, wann sich die Lage wieder zum Positiven verändert. Da weiterhin auch die Situation rund um die Corona-Pandemie nur schwer einzuschätzen ist, kommt hier für viele Unternehmen ein weiterer Unsicherheitsfaktor hinzu.
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Fazit: Importpreise steigen weiter
Die Importpreise sind zuletzt auf den höchsten Stand seit 40 Jahren gestiegen und auch die Inflation zieht weiter an. Unternehmen werden mehr und mehr durch hohe Preise und Lieferengpässe belastet, auch wenn sich in der Baubranche eine leichte Entspannung einstellt. Höhere Preise werden wohl bald auch an Verbraucher weitergegeben.
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