Die mentale Stärke ist das am meisten unterschätzte Thema beim Trading. Schließlich ist Trading kein beiläufiger Job. Es ist gleichermaßen Berufung und Steckenpferd. Und wer nicht aufpasst, den verschlingt es mit Haut und Haaren.
Normalerweise sollte es keine Schwierigkeit sein, einen festgelegten Handelsplan umzusetzen. Dabei wird jedoch verdrängt, dass Menschen keine Roboter sind. Jeder Mensch hat Gefühlsschwankungen, und an manchen Tagen gibt es mehr Motivation, an anderen weniger.
Ein nervenaufreibendes Muster
Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Poker-Spieler. Sie sitzen in einer Runde und spielen seit einer halben Stunde Poker. Es läuft einigermaßen gut, und Sie spielen bei guten Karten mit mehr und bei schwachen mit weniger Risiko. Es kann im Prinzip nicht so viel schiefgehen, wenn Sie ein gutes Money-Management betreiben. Aber jetzt stellen Sie sich vor, Sie spielten schon seit 5 Stunden ohne Unterbrechung am Poker-Tisch. Ihr Hintern tut ihnen weh, und Ihre Konzentrationsfähigkeit nimmt ab. Ihnen gegenüber sitzen Spieler, die Sie nicht persönlich kennen und auch nicht kennenlernen wollen. Irgendwann nach der x-ten Poker-Runde werden Sie beginnen, sich von Kleinigkeiten genervt zu fühlen. Einer der Spieler reißt ständig dumme Witze, über die nur er selbst lachen kann. Ein anderer Spieler bohrt sich häufig mit dem Finger in der Nase herum und grabscht anschließend seine Karten an. Ihr Nachbar links von Ihnen transpiriert seit Stunden. Gelegentlich weht sein Körpermief zu Ihnen herüber. Es sind solche Kleinigkeiten, die Sie zunehmend fertig machen. Und irgendwann sind Sie fällig.
Sie haben ein gutes Blatt und wollen dem Spieler, der Ihnen gegenübersitzt, seine Grenzen aufzeigen. Sie haben diesen Gegenspieler schon lange als durchschnittlichen Poker-Spieler entlarvt. Sie fühlen sich ihm überlegen, und das sollte nun endlich klappen. Daher kommen die entscheidenden Worte von Ihnen: „All in“. Sie setzen Ihren ganzen Gewinn ein, um den miesen Spieler gegenüber platt zu machen.
Die Wahrscheinlichkeiten scheinen auf Ihrer Seite zu sein. Doch es kommt, wie es eigentlich nicht kommen dürfte. Sie decken Ihre guten Karten auf. Ihr Gegner zeigt Ihnen sein überlegenes Blatt. Ein bitterer Moment. Diese kleine Szene spielt sich im übertragenen Sinn auch ständig an der Börse ab. Besonders, wenn Sie als Trader überspielt sind, kann Sie das Kopf und Kragen kosten. Sie müssen also nicht nur diszipliniert an den Märkten agieren. Sie müssen auch diszipliniert an Ihre mentale Gesundheit denken.
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Eine hohe mentale Stärke entsteht aus einer ruhigen Grundhaltung. Gestresste und überlastete Trader werden irgendwann immer Probleme bekommen. Achten Sie darauf, Störquellen auf ein Minimum zu reduzieren. Legen Sie immer wieder Pausen ein. Nur so können Sie sich regenerieren und Ihr Trading verbessern. Manchmal gibt es private Probleme, die nicht sofort lösbar sind. Wenn Sie merken, dass diese Probleme Ihre Konzentration stören, dann setzen Sie im Idealfall mit dem Trading aus.
Wie die Spitzensportler machen auch viele Trader Meditationsübungen, um im entscheidenden Augenblick mental frischer zu sein als der Gegner. Auf einem hohen Leistungsniveau sind es immer Kleinigkeiten, die über Sieg oder Niederlage entscheiden.
Objektivität ist der Rettungsanker
Langfristig erfolgreiches Trading beruht auf dem Abschätzen von Wahrscheinlichkeiten. Es gibt ständig neue Informationen, die gewichtet und bewertet werden müssen. Offene Handelspositionen sind fortlaufend zu überprüfen. Dabei ist Unbefangenheit eine Tugend, die man sich erarbeiten muss. Objektivität und Subjektivität stehen in einem ständigen Wettstreit. Nur wer ein gesundes Maß an Objektivität hat, kann sich es leisten, stur zu sein. Irgendwann kommt nämlich ein Punkt, an dem der Markt auf der Kippe steht. Entweder geht es in Ihre gewünschte Richtung, oder er driftet ab. Diesen Punkt müssen Sie aushalten und stur bleiben. Läuft der Markt gegen Sie, dann müssen Sie handlungsfähig sein und den Trade stoppen. Das können Sie aber nur, wenn Sie objektiv sind. Wer subjektiv im Markt agiert, der ist oft dumm und stur — eine verhängnisvolle Kombination.
Die moderne Welt des Tradings hat zu viele Informationen. Die Informationsflut kann zur Belastung werden, wenn sie nicht gefiltert wird. Gerade in hektischen Phasen führen zu viele Informationen zu Stress und Überforderung. Es zählt nicht die Quantität, sondern die Qualität der Informationen. Nur damit wird man ein besserer Trader.
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Trifft der Trader eine Handelsentscheidung, sollte er diese nicht mehr in Frage stellen. Alles andere führt nur zur Unsicherheit. Eine Unart vieler Trader ist das zu häufige Beobachten einer laufenden Position. Jeder Blick auf den Chart führt nur zu einer neuen Beurteilung und letztlich zu Unsicherheit. Tatsächlich ist es so, dass ein Trader nicht jede Marktbewegung kontrollieren kann. Der Zufall innerhalb der Märkte sollte nicht unterschätzt werden.
Je mehr Objektivität während des Tradings herrscht, desto leichter wird das Verhalten anderer Marktteilnehmer erkennbar. Man kann sogar fühlen, welche Gier und Angst im Markt ist. Das funktioniert aber nur, wenn man es selbst schafft, den Markt emotionslos aus der Vogelperspektive zu sehen.
Tricks, um die Emotionen zu beherrschen
1. Handeln Sie nur ein System, das Sie verstehen. Üben Sie ein neues System erst am PC. Ideal wäre ein Handelssimulator. Ein Trader ist im übertragenen Sinn ein Handwerker. Und ein Handwerker kann nur dann gute Arbeit leisten, wenn er den Umgang mit seinen Werkzeugen beherrscht.
2. Halten Sie Ihr Positionen zunächst klein. Je größer das Verlustrisiko ist, desto größer ist auch die emotionale Anfälligkeit. Erst wenn Sie den Umgang mit kleinen Positionen beherrschen, sollten Sie sich an größere wagen.
3. Gehen Sie niemals eine Position ohne Stopp ein. Innerhalb des Trading-Alltags kann alles Mögliche passieren. Technische Probleme oder Ablenkungen gehören zum Leben dazu. Mit einem Stopp im Markt wird man immer überleben können. Der Stopp ist die Lebensversicherung des Traders.
4. Planen Sie regelmäßige Pausen für sich ein. Lassen Sie dann das Trading zu 100% sein: Sehen Sie sich keine Börsenkurse und hören Sie sich keine Marktberichte an.
Fazit:
Der Börsenhandel wird maßgeblich durch die Emotionen der Marktteilnehmer beeinflusst. Wer seine eigenen Emotionen im Griff hat, hat einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Masse. Langfristig zahlt sich das immer in Form von Gewinnen aus.