Schwierige Zeiten nach der Wahl?
Zuletzt aktualisiert & geprüft: 28.09.2021
Nach der Bundestagswahl startete der DAX mit Kursgewinnen in die neue Handelswoche. Eine Beteiligung der Linken an der neuen Bundesregierung ist nicht denkbar, was für Erleichterung an der Börse sorgte. Allerdings würde eine langwierige Regierungsbildung neue Sorgen verursachen. Zudem sind andere Fragen weiter offen. Marktinformationen und aktuelle Kurse finden Trader, laut unserem XTB Test, auch bei XTB.
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Zudem ist es nicht unüblich, wenn der DAX vor und nach einer Bundestagswahl verliert. Dies geht aus einer Analyse von HSBC Trinkhaus & Burkhardt hervor. Nach einer Bundestagswahl geht es mit den Kursen häufig nochmals einen Tick nach unten. Im historischen Mittel erreicht der DAX eine Woche nach einer Bundestagswahl oft einen Tiefpunkt, bevor es zu einer Erholung kommt. Vor allem, wenn es wie 2017 zu einer monatelangen Regierungsbildung kommt, könnte dies auf die Stimmung der Anleger schlagen. Wirtschaftsverbände sprechen sich daher bereits für eine rasche Regierungsbildung aus.
Weiter ist die hohe Inflationsrate ein großes Thema. Die Preissteigerung lag im August bei 3,9 Prozent, was sich auch auf die Verbraucher auswirkt. Volkswirte behalten dagegen die Ruhe und gehen nicht von einer langfristig hohen Inflation aus. 2022 soll die Inflation wieder auf einem eher normalen Niveau liegen. Die derzeitige Situation wird vor allem auf vorübergehende Einflüsse wie die Mehrwertsteuersenkung im letzten Jahr zurückgeführt. In der Eurozone könnte sich die Inflation in den nächsten Jahren um zwei Prozent, das Ziel der Europäischen Zentralbank, einpendeln.
Inflation bald wieder normal
Veronika Grimm, eine der sogenannten „Wirtschaftsweisen“, geht davon aus, dass sich die Inflation bald wieder normalisieren wird. Allerdings scheinen sich aus ihrer Sicht die Probleme wie der Mangel an Microchips und die hohen Rohstoffpreise nicht so rasch aufzulösen wie erhofft. Die Löhne steigen aber nur moderat, was ihrer Auffassung nach gegen eine dauerhafte Inflation spricht. In einigen Bereichen kann es jedoch aufgrund von Faktoren wie dem Fachkräftemangel zu Lohnsteigerungen kommen. Die hohe Inflation wird aber in den Tarifverhandlungen nicht umfassend aufgegriffen.
Damit die Inflation weiter massiv steigt, müssten weitere Faktoren wie die Lohn-Preis-Spirale hinzukommen. Dafür gibt es derzeit keine Anzeichen. Wirtschaftswissenschaftler gehen aktuell davon aus, dass die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um etwa drei Prozent zulegen wird. Im nächsten Jahr könnte das Wachstum mit 4,3 Prozent noch deutlicher ausfallen.
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Die Nachfrage der privaten Haushalte ist weiter hoch, auch da es weiter Nachholeffekte gibt und viele Menschen in der Coronakrise sparen konnten. Zudem ist die Kurzarbeit zurückgegangen. Auch im September hat sich der Arbeitsmarkt weiter gut entwickelt und die Zahl der Arbeitslosen könnte um etwa 110.000 Menschen sinken. Saisonbereinigt wären dies immerhin 30.000 Menschen. In dieser Woche gibt es genaue Zahlen der Bundesagentur für Arbeit geben. Im August waren 2,58 Millionen Menschen in Deutschland arbeitslos und die Arbeitslosenquote betrug 5,6 Prozent.
Fritzi Köhler-Geib, die Chefvolkswirtin der staatlichen Bankengruppe KfW, geht davon aus, dass sich im nächsten Jahr der Arbeitsmarkt deutlich erholen wird. Nach einer Prognose der KfW werden dann eine halbe Million mehr Menschen erwerbstätig sein als in diesem Jahr. Die Arbeitslosenquote könnte auf 5,3 Prozent sinken. Diese Zahlen sind aber nur dann realistisch, wenn es keine weiteren Rückschläge durch die Corona-Pandemie gibt.
Weitere Risiken wie Fachkräftemangel
Dazu kommen weitere Risiken wie der Fachkräftemangel. Während der Pandemie gab es kaum Zuwanderung, was in Branchen wie dem Hotel- und Gastgewerbe zu einem Mangel an Arbeitskräften geführt hat. Andere Beschäftigte haben der Job oder sogar gleich die Branche gewechselt. Arbeitgeber müssen beim Lohn und den Arbeitsbedingungen nachbessern, um für neue Mitarbeitende weiter attraktiv zu bleiben. Veronika Grimm glaubt dennoch, dass es im Dienstleistungsbereich weiter „eine Art 90-Prozent-Konjunktur“ geben wird.
Das ifo-Institut beobachtet eine schlechtere Stimmung in der deutschen Wirtschaft. Der ifo-Geschäftsklimaindex fiel zum dritten Mal in Folge. Das Münchner Institut spricht in diesem Zusammenhang von einer „Flaschenhals-Rezession“ in der Industrie. Diese leidet unter den aktuellen Problemen besonders.
Das besonders wichtige Konjunkturbarometer fiel im September im Vergleich zum August von 99,6 Punkten auf 98,8 Punkte. Das Wirtschaftsforschungsinstitut befragte 9.000 Verantwortliche in Unternehmen. Volkswirte gingen von einem Rückgang aus, aber hatten einen leichteren Rückgang erwartet. Sinkt der ifo-Geschäftsklimaindex drei Monate in Folge, sprechen Experten von einer konjunkturellen Trendwende.
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Auch ifo-Präsident Clemens Fuest führt die schwachen Zahlen auf die Probleme bei Rohstoffen und Vorprodukten zurück. Dies belastet zunehmend die Konjunktur in Deutschland. Diese Situation führt aus seiner Sicht zu einer „Flaschenhals-Rezession“. Unternehmen schätzen derzeit sowohl die aktuelle Situation wie auch die Erwartungen für das nächste halbe Jahr schlechter ein.
Im Verarbeitenden Gewerbe wurde zuletzt im Mai 2020 ein stärkerer Rückgang beobachtet. Der Optimismus aus dem Frühjahr ist so gut wie weg. Zwar sind die Auftragsbücher noch immer gut gefüllt, aber die Zahl der Neubestellungen sinkt. Mittlerweile klagen laut ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe fast 80 Prozent der Industrieunternehmen über Engpässe bei Vorprodukten. Im Monat zuvor waren es nur 70 Prozent.
Die Lager sind mittlerweile leer und die Preise für viele Rohstoffe steigen. Die Kosten der Lieferschwierigkeiten werden wohl zumindest zum Teil an Kunden weitergegeben, was höhere Preise zur Folge hat. Mehr und mehr rücken Sorgen mit Blick auf die Corona-Krise in den Hintergrund und werden durch die Lieferprobleme abgelöst. Das vierte Quartal könnte damit für viele Unternehmen nochmals schwierig werden.
Bessere Stimmung im Dienstleistungssektor
Im Dienstleistungssektor wird die Stimmung aber wieder besser. Nachdem im Gastgewerbe und im Tourismus zuletzt eine gewisse Skepsis zu spüren war, ist die Stimmung jetzt wieder zuversichtlicher. In der Logistik hat sich die Stimmung aber ähnlich wie in der Industrie eingetrübt. Im Handel registrierte das ifo-Institut eine kaum veränderte Stimmung.
Vor allem im Bauhauptgewerbe ist das Geschäftsklima deutlich besser als im Vormonat und stieg auf den besten Wert seit März 2020. Auch die Erwartungen für die nächsten Monate sind deutlich besser. Im dritten Quartal könnte sich das Wachstum ohnehin deutlich beschleunigt haben. Das IfW-Institut erwartet einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 2,2 Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal.
Zwischen den einzelnen Branchen gibt es allerdings klare Unterschiede. Die Industrie profitiert weiter von der starken Erholung der Weltwirtschaft. Das Forschungs- und Beratungsunternehmens Prognos geht davon aus, dass die Industrie in diesem Jahr deutlich wachsen wird. Für Dienstleister wird es aber laut der Studie schwieriger, ein gutes Jahresergebnis zu erreichen.
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Die Prognose geht für dieses Jahr von einem Plus bei der Wirtschaftsleistung in der Industrie von 5,4 Prozent aus. Im Dienstleistungssektor könnte das Plus aber nur drei Prozent betragen. Das Institut geht davon aus, dass die vierte Corona-Welle keine größeren wirtschaftlichen Schäden zur Folge haben wird und sich die Lieferprobleme nach und nach auflösen.
Bei der Einschätzung des Wirtschaftswachstums in diesem und im nächsten Jahr sieht das Institut ähnliche Werte wie andere Institute. 2022 könnte beim Wirtschaftswachstum dann wieder das Vorkrisenniveau erreicht werden. Einige Wirtschaftsinstitute haben in den letzten Tagen ihre Erwartung gesenkt. Das Ifo-Institut geht für 2021 nur noch von einem Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent aus. Dies sind 0,8 Prozent weniger als im Juni. Die Erholung nach der Pandemie dauert daher länger als erwartet.
Einige Branchen verlieren
Laut Prognos kann die Industrie, vor allem der Fahrzeugbau, in diesem Jahr ein Plus von 9,5 Prozent erreichen und der Maschinenbau um rund sieben Prozent wachsen. Die Metallindustrie, die Elektrotechnik und der Bereich Gummi und Kunststoff könnten ebenfalls überdurchschnittlich wachsen.
Schrumpfen könnten Bereiche, die mit fossilen Energieträgern arbeiten. Wachstum könnte es dagegen auch im Dienstleistungssektor geben. Das Gastgewerbe könnte sich um 20 Prozent erholen. Dies ist aber weniger als das zu Jahresbeginn erhoffte Plus von 28 Prozent. Im nächsten Jahr könnte das Wachstum aber wieder bei fast 30 Prozent liegen.
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Fazit: Stimmung in der Wirtschaft schlechter
Das Wahlergebnis sorgte an der Börse zunächst einmal für Erleichterung. Allerdings könnte eine langwierige Regierungsbildung Risiken mitbringen. Das Thema Inflation ist weiter wichtig. Zudem kommt das ifo-Institut zu dem Ergebnis, dass sich die Stimmung in der Wirtschaft zum dritten Mal in Folge verschlechtert hat. Dies könnte ein Hinweis auf eine konjunkturelle Trendwende sein.
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