So entwickeln sich die Verhandlungen zum Brexit
Zuletzt aktualisiert & geprüft: 17.09.2021
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und damit auch eine Phase von vier Jahren, in der die Verhandlungen rund um eine Abwendung des No-Brexit-Deals erfolgten. Großbritannien geht inzwischen deutlich davon aus, dass es bei einem No-Brexit-Deal bleibt. Während die Verhandlungspartner der EU allerdings deutliche Fortschritte sehen, stehen die Häfen in Großbritannien bereits vor dem Kollaps.
Jetzt zum Testsieger eToro!Ihr Kapital ist gefährdet. Es fallen weitere Gebühren an. Weitere Informationen finden Sie unter etoro.com/trading/fees.Aktuelle Verhandlungen machen die Bevölkerung von Großbritannien unsicher
Was genau nach dem 31.12.2020 passiert, wenn der Brexit vollzogen wird, ist noch immer nicht ganz klar. Verhandlungen, die bereits seit vier Jahren andauern, haben bisher kein Ende gefunden. Die britische Regierung schafft es nicht, die Bürger zu beruhigen und ihnen deutlich zu machen, dass es keinen Grund zur Sorge gibt. Der britische Premierminister Boris Johnson erkennt derzeit kein Problem. Immer wieder sagt er in Interviews, dass die Vorbereitungen auf Hochtouren laufen und Großbritannien sehr gut vorbereitet in den Brexit geht. Doch wenn es zu einem No Deal bei den Verhandlungen kommt, kann dies auf Großbritannien schwere Auswirkungen haben.
Die aktuelle Lage der britischen Wirtschaft, die durch die Corona-Pandemie stark geschwächt ist, kann kaum damit umgehen, was derzeit passiert. Die Menschen wissen nicht, wie es mit dem Handel zwischen der EU und Großbritannien weitergeht. Sorgen darüber, dass es zu leeren Regalen in den Supermärkten kommt, sind nicht unberechtigt. Mit plötzlich auftretenden Zöllen kann es durchaus passieren, dass sich internationale Unternehmen entscheiden, die Warenlieferungen auszusetzen. Tatsächlich findet aktuell weniger Handel mit Großbritannien statt.
Genau diese Sorgen treiben die Briten derzeit um. Die Wirtschaft verzeichnet beginnende Hamsterkäufe und diese gehen nicht auf die Einschränkungen im Rahmen der Pandemie zurück. Stattdessen basieren sie auf der Sorge, dass einige Waren ab Januar nicht mehr gekauft werden können. Neben der Einfuhr von Waren nach Großbritannien, die möglicherweise reduziert werden kann, sind auch die Lieferungen aus dem eigenen Land. Für die britischen Unternehmen muss sich die Produktion lohnen. Auch wenn ein großer Teil der Lebensmittel in Großbritannien vor allem über die Winterzeit importiert wird, besteht auch eine Abhängigkeit von den Unternehmen im eigenen Land.
Hamsterkäufe entstehen nicht nur durch die Bevölkerung
Während in den letzten Monaten der Begriff der Hamsterkäufe vor allem in Bezug auf die Bürger genannt wurde, sind in Großbritannien eher die Unternehmen betroffen. Die zu erwartenden Zölle verbreiten Panik. Viele britische Unternehmen versuchen nun, möglichst viele Waren zu bestellen und auch noch liefern zu lassen. Ein Blick auf den Hafen von Calais zeigt, dass dies nicht nur Vermutungen sind. Während in der Vergangenheit täglich mit rund 8.000 – 9.000 Sattelschlepper den Hafen frequentierten, sind es nun deutlich mehr. Der Durchschnitt liegt bei rund 12.000 pro Tag. Kunden der internationalen Unternehmen sind Hersteller, aber auch Supermärkte.
Lieferungen der Bestellung sind jedoch nicht ganz so einfach möglich. Hier zeigen sich deutliche Lieferschwierigkeiten. Dies gilt auch für Waren, die schon vor längerer Zeit bestellt wurden.
Mögliche Erhöhungen bei den Zöllen können zudem bei den Betrieben für große finanzielle Probleme sorgen. An dieser Stelle muss Großbritannien darüber nachdenken, ob mögliche Hilfen für die Unternehmen zur Verfügung gestellt werden können.
Generell wird immer häufiger davon gesprochen, dass die fehlenden Vorbereitungen auf einen No Deal auch zu umfangreichen Unsicherheiten und Unruhen in der Bevölkerung sorgen können. Wie mit diesen umgegangen wird, ist bisher noch nicht bekannt geworden.
Jetzt zum Testsieger eToro!Ihr Kapital ist gefährdet. Es fallen weitere Gebühren an. Weitere Informationen finden Sie unter etoro.com/trading/fees.Die Verhandlungen aus Sicht von Ursula von der Leyen
In Bezug auf die Verhandlungen mit Großbritannien ist es, nicht nur für Anleger, besonders interessant zu wissen, wie diese auch von Seiten Deutschlands gesehen werden. Dass es sich um zähe Verhandlungen und Absprachen handelt, wird immer wieder betont. Einige Punkte sorgen für deutliche Streitigkeiten und Diskussionen. Inzwischen sieht die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen jedoch deutliche Fortschritte.
Ein großes Thema in den Verhandlungen ist der faire Wettbewerb. Wie dieser nach dem Brexit gestaltet wird, ist bisher noch nicht klar. Es handelt sich hierbei um das Level Playing Field, das noch bespielt werden muss. Hier gibt es Fortschritte bei den Verhandlungen. Unter anderem wurde sich darauf geeinigt, bei Verstößen gegen bestehende Beihilferegeln auch durchaus abhelfen zu können.
Ein weiterer Punkt in den Verhandlungen sind die Fragen rund um die Umwelt- und Sozialstandards. Auch hier ist es der EU wichtig, dass durch den Brexit keine Rückschritte entstehen, die für einen nachhaltigen Schaden sorgen können. Einer der wichtigsten Aspekte in den Verhandlungen war daher die Beantwortung der Frage, wie Rückschritte als Brexit Folgen vermieden werden können. Auch an diesem Punkt kommen sich die einzelnen Parteien nun näher.
Die Verhandlungen stehen jedoch stark unter Druck. Dies wird auch von Ursula von der Leyen deutlich gemacht. Die wenigen Tage bis zum Jahresende sorgen für viel Anspannung. Nicht zu vergessen ist dabei auch, dass die Brexit Abkommen durch das EU-Parlament geprüft werden müssen. Dennoch ist eine positive Grundstimmung vorhanden. So geht sie davon aus, dass eine Einigung durchaus noch erzielt werden kann.
Was würde bei einem No-Brexit-Deal passieren?
Bisher gibt es noch immer nicht die klare Aussage dazu, dass der No-Brexit-Deal nicht eintritt. Wenn es tatsächlich dazu kommt, kann dies für die Europäische Union starke Auswirkungen mit sich bringen. Die Verhandlungen rund um die Thematik dauern bereits seit dem Jahr 2016 an und ziehen sich damit schon über mehrere Jahre. Der Brexit selbst steht nun nicht mehr zur Debatte. Er wird definitiv durchgeführt. Nun stellt sich die Frage, wie die Übergangsfrist endet. Tatsächlich gehen Experten bisher nicht davon aus, dass es möglich ist, bis zum Ende des Jahres alles notwendigen Regelungen zu treffen.
Die bisherigen Dinge, die schon feststehen, beziehen sich unter anderem auf die Einreisebestimmungen und auch auf die Visa. Hier müssen Reisende erst einmal nicht mit großen Veränderungen rechnen. Gleiches gilt für die Zollbestimmungen. Hier ist allerdings wichtig zu wissen, dass es sich nur um eine vorläufige Festlegung handelt. Absichtserklärungen sind bereits vermerkt, Entscheidungen aber noch nicht getroffen.
Jetzt zum Testsieger eToro!Ihr Kapital ist gefährdet. Es fallen weitere Gebühren an. Weitere Informationen finden Sie unter etoro.com/trading/fees.Handelsbeziehungen als wichtiges Thema
Ein besonders wichtiges Thema in den Verhandlungen sind die Handelsbeziehungen. Durch die fehlenden Abschlüsse bei den Verhandlungen, kommt in erster Linie Unsicherheit darüber auf, wie der weitere Verlauf in Bezug auf den Warenverkehr und den Personenverkehr erfolgen wird. Innerhalb der nächsten sechs Monate wird es in diesem Bereich noch keine großen Veränderungen geben. Einfluss nehmen kann lediglich die weitere Entwicklung der Pandemie. Im kommenden Jahr werden die Verhandlungen rund um die Handelsbeziehungen und die dazugehörigen Vorgaben aber noch mehr definiert und auch festgesetzt.
Schwieriger ist die Thematik in Bezug auf Einkäufe in Großbritannien. Viele Menschen haben sich inzwischen schon daran gewöhnt, ohne große Probleme auf der ganzen Welt einkaufen zu können. Dazu gehört natürlich auch der Einkauf in Großbritannien. Es ist zu vermuten, dass die Abwicklung in Zukunft nicht mehr so einfach ist, wie es bisher der Fall war. Welche Änderungen genau umgesetzt werden, steht jedoch derzeit noch nicht fest.
Zu vermerken sind die Festlegungen in Bezug auf die Einfuhrumsatzsteuern. Wenn kein Handelsverkommen durchgeführt wird, dann gelten die folgenden Bestimmungen: die Freigrenzen in Höhe von 15 Pfund, die bisher gelten, werden dann entfallen. Liegt der Warenwert bei Beträgen von bis zu 135 Pfund, dann werden die Einfuhrumsatzsteuern durch den Händler gezahlt. Dieser führt die Zahlung als Vertretung für den Käufer durch.
Dazu kommt, dass alle Sendungen, die aus Großbritannien kommen, durch den Zoll geprüft werden. Kurze Lieferzeiten gehören dann ebenso der Vergangenheit an, wie unkomplizierte Abwicklungen zwischen Käufer und Verkäufer. Entfallen wird die Zahlung der EU-Mehrwertsteuer. Wer nun aber denkt, dass die Kosten sinken, der irrt sich. Stattdessen werden nun Einfuhrumsatzsteuern abgerechnet.
Veränderungen bei den Überweisungen sind bisher noch nicht bekannt
Ebenfalls ein Thema, das im Zusammenhang mit dem Brexit diskutiert wird, sind die möglichen Veränderungen in Bezug auf Überweisungen. Bisher unterliegen die Überweisungen den Vorgaben im SEPA-Raum. Es ist aktuell nicht davon auszugehen, dass sich daran etwas ändern wird. Für die Banken selbst würde eine Veränderung zu vielen Problemen führen und genau diese Probleme möchten sowohl die Banken in Großbritannien als auch die Banken in der EU umgehen. Der Gedanke, den die Banken verfolgen, ist im Zusammenhang mit alternativen Bezahlverfahren zu sehen. Sowohl die Kryptowährungen als auch Dienste, wie PayPal oder paydirect, werden von den Banken als Konkurrenz und bestehende Gefahr gesehen. Schwächen sie nun die Überweisungen im SEPA-Raum, kann dies dafür die alternativen Verfahren deutlich stärken.
Jetzt zum Testsieger eToro!Ihr Kapital ist gefährdet. Es fallen weitere Gebühren an. Weitere Informationen finden Sie unter etoro.com/trading/fees.Schneller Aufbau einer Zollabfertigungsanlage
Die Probleme bei der Einigung rund um das Handelsabkommen betreffen Großbritannien derzeit auch direkt. Während von der Regierung immer wieder die Hinweise dazu gegeben werden, dass ein No-Brexit-Deal für Großbritannien kein großes Problem darstellen würde, sehen das die Menschen vor Ort teilweise anders. Besonders stark betroffen von der aktuellen Situation die Grafschaft Kent. Hier befindet sich der Hafen von Dover. Wenn es um den Warenverkehr geht, dann spielt der Hafen eine besonders große Rolle.
Aktuell ist rund um den Hafen eine große Baustelle zu finden. Hier versuchen die Arbeiter vor Ort, eine Zollabfertigungsanlage zu bauen. Diese ist notwendig, wenn es nicht zu einem Handelsabkommen kommt und jede Sendung durch den Zoll gehen muss. Neben dem Bau der Anlage wird dies auch für alle Handelsländer höhere Kosten, einen umfangreichen Aufwand und sehr viel zusätzliche Bürokratie mit sich bringen.
Ebenfalls zu beachten ist, dass der erhöhte Aufwand beim Zoll zu großen Problemen im Rahmen des Verkehrsaufkommens führen kann. So fahren regelmäßig zahlreiche Lastwagen durch den Eurotunnel. Bei einer Abfertigung für jede Ware die zur Einfuhr oder für die Ausfuhr gedacht ist, bilden sich lange Schlangen an den Abfertigungsstellen. Welche Lösungen genau hier nun umgesetzt werden, ist noch nicht klar. Der Aufbau einer Zollabfertigungsanlage kann zudem unnötig sein, wenn es doch noch zu einem Deal in Bezug auf das Handelsabkommen kommt. Welche weiteren Punkte nun also noch aufgegriffen und umgesetzt werden, wird sich in den nächsten Tagen und Wochen zeigen.
Britische Häfen versinken bereits im Chaos
Szenarien, die noch vor einigen Monaten nur als Option genannt wurden, sind nun immer stärker zu erkennen. Ein Blick in Richtung Großbritannien macht deutlich, dass die britischen Häfen derzeit bereits in einem tiefen Chaos versinken. Dies hängt unter anderem mit den genannten Hamsterkäufen zusammen. Die Lieferungen aus dem Ausland sind in Containern vor der Küste zu finden. Dass vor Weihnachten noch die Bestellungen ausgeliefert werden können, ist aktuell nicht ersichtlich. Ein großes Problem in dem Zusammenhang ist vor allem auch der Punkt, dass dadurch nicht nur Ware, die für das Auffüllen der Lager gedacht ist, zurückgehalten wird. Zahlreiche Briten stehen vor der Problematik, dass bestellte Geschenke nicht mehr pünktlich vor Weihnachten ausgeliefert werden können.
Ein weiterer Punkt, der bei den derzeitigen Problemen bisher noch in den Hintergrund rückt, ist der Druck auf die Preise der Händler. Britische Händler sehen die Schwierigkeit, die Menschen ausreichend zu versorgen. Das Ergebnis davon ist, dass die Preise erhöht werden. Dafür sorgen auch die zu erwartenden Zölle, die das Budget der Einkäufer deutlich belasten können. Forderungen an das Parlament, die derzeitige Lage zu prüfen und schnell zu reagieren, bleiben bisher noch ungehört.
Betroffen durch den Stau an den Häfen sind unter anderem Felixstowe und auch Southampton. Die Regierung verweist darauf, dass die Lieferschwierigkeiten in erster Linie in einem direkten Zusammenhang mit der Coronakrise stehen. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Ursache eher die Sorge der Händler ist, nicht mehr an bestimmte Waren zu gelangen oder diese deutlich teurer kaufen zu müssen.
Bilderquelle:
- shutterstock.com