Wer gewinnt: System-Trader oder Bauch-Trader?

Es gibt nichts Neues unter der Sonne

„Die Zukunft ist nur die Wiederholung der Vergangenheit. Es gibt nichts Neues unter der Sonne.“ Dieser Satz stammt vom William D. Gann (1878-1955). In der Geschichte der Börsen wird dieser Mann immer einen fixen Platz einnehmen, denn er hat mit seinen außergewöhnlichen Handelsansätzen ganze Trader-Generationen beeinflusst. Der Kern seiner Aussage ist ziemlich einfach. Die Art und Weise, wie sich Kurse ändern, ist immer das Resultat des menschlichen Verhaltens. Käufer und Verkäufer stehen einander gegenüber und bewegen den Markt. Trends entstehen durch eine kollektive Wahrnehmung. Und so ist das menschliche Verhalten seit Tausenden von Jahren die einzige Konstante der Märkte.

Menschen verursachen Kursmuster

Das ist der Grund, warum der Handel mit Kursmustern seit jeher funktioniert. Baut ein Trader darauf sein Handelssystem auf, dann besitzt er gute Voraussetzungen, um Gewinne zu erzielen. Die wichtigste Aufgabe des Traders wäre dann, sich strikt an sein Handelssystem zu halten. Positive oder negative Emotionen sollten ausgeblendet werden.

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Systematische oder diskretionäre Trader

Unter den Tradern gibt es zwei extreme Lager. Es gibt die systematischen Trader. Sie haben ein Regelwerk aufgebaut, das mit präzisen Wenn-Dann-Verknüpfungen funktioniert. Der System-Trader sieht ein computergesteuertes Handelssystem als Ideallösung an.

Das entgegengesetzte Lager besteht aus Tradern, die nur ein paar Grundregeln für ihr Trading aufgestellt haben. Diese Grundregeln bilden den roten Faden ihres Handels. Letztlich wird allerdings jede Handelsentscheidung über das Bauchgefühl bestimmt. Erfahrung ist der wichtigste Erfolgsfaktor. Diese Trader beschreibt man als „diskretionär“.

Zwischen den beiden Trader-Typen sind noch Mischungen denkbar, wo sowohl systematische als auch diskretionäre Entscheidungsanteile eine Rolle spielen.

Die technische Analyse ist ein wichtiges Werkzeug für Trader.

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Jeder glaubt an seine Überlegenheit

System-Trader argumentieren oft mit einer akademischen Überlegenheit, was diskretionären Trader oft missfällt. Systematische Trader können nämlich jede Marktsituation im Nachhinein genau erklären und jederzeit einen Gewinn- oder Verlust-Trade bis ins Detail analysieren. Sie wissen stets alles darüber, was gestern passiert ist. Währenddessen verpassen sie oft großartige Chancen, weil ihr mechanisches Handelssystem sie nicht erkennt.

Dagegen lieben diskretionäre Trader ihre Handelsfreiheit und halten sich für kreativer. Nicht wenige „leiden“ an Selbstüberschätzung. Sie sehen die Technische Analyse nicht als ein Regelwerk an, sondern als Kunstform, in der sie die Meister sind.

Wer gewinnt?

Ob es nun besser ist, systematisch oder diskretionär zu handeln, kann nicht pauschal beantwortet werden. Zweifellos gibt es eine große Anzahl von Verlierern bei beiden Stilrichtungen.

In diesem Zusammenhang hat die französische Regulierungsbehörde (AMF) eine statistische Langzeitstudie durchgeführt. Sie hat in einer großangelegten Datenauswertung von 2009 bis 2013 (5 Jahre) insgesamt 14.799 CFD- und Forex-Konten ausgewertet.

Das Ergebnis: 89% aller Konten wiesen Verluste auf! Im Durchschnitt verlor ein Verlustkonto 10.887 Euro. Dem gegenüber standen 1.569 Kundenkonten im Gewinnbereich. Und die durchschnittliche Gewinnsumme betrug dabei nur circa 8.900 Euro.

Das sind erschreckende Zahlen, die nicht besonders zum Trading ermutigen. Unter den 11% Gewinnern gibt es sowohl System-Trader als auch diskretionäre Trader.

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Die Mehrheit arbeitet diskretionär

Der größte Anteil der privaten Trader ist diskretionär in den Märkten aktiv. Ursache dafür sind allerdings mangelnde Programmier- und Systemkenntnisse. Sie wissen weder, wie man ein Handelssystem aufbaut, noch wie man es auswertet oder verbessert. Gleichzeitig haben diese Trader nur wenig Disziplin und mentale Stärke. Sie gehen unvorbereitet in den Markt und überschätzen sich selbst. Man muss kein Prophet sein, um Selbstüberschätzung als „tödliche“ Charaktereigenschaft zu erkennen. Aus dieser Perspektive ist der hohe Verliereranteil keine Überraschung.

Wer sich gezielt vorgeht, erhöht seine Chancen, den richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu finden.

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System-Trader sind leicht im Vorteil

Die Chancen für einen System-Trader sind dagegen etwas höher. Normalerweise werden vor einem realen Systemeinsatz die Handelsergebnisse der Vergangenheit mit einen „Backtest“ überprüft. So entsteht mehr Zuversicht, dass die Handelsergebnisse auch in die Zukunft wiederholt werden können.

Allerdings gibt der Backtest keine Zukunftsgarantie. Manchmal ist es sogar so, dass für einen bestimmten Zeitraum starke Handelsergebnisse möglich waren, und dann sprunghaft im realen Trading Verluste auftreten.

Erfahrene Trader wissen, dass sensationelle Handelsergebnisse immer nur zeitlich begrenzt möglich sind. Märkte ändern ständig ihren Rhythmus. Deshalb müssen auch System-Trader manchmal harte Zeiten durchstehen. Ein System-Trader kann jedoch immer mit mathematischer Logik argumentieren. Wenn ein Handelssystem zum Beispiel eine Trefferquote von 60% hat, dann muss der Trader bei 50 Trades insgesamt 20 Fehl-Trades akzeptieren, um die 30 Gewinne zu erzielen.

System-Trader sind manchmal neidisch

Börsenkurse bestehen nicht aus einfacher Mathematik. So kommt es vor, dass System-Trader manchmal neidvoll zu den Diskretionären blicken. Der Grund ist simpel: Es gibt diskretionäre Trader, die aus wenig Geld viel Geld machen! Sie brauchen dazu keine Chefs, Berater oder Programmierer. Diese Trader sind die wahren Meister der Märkte. Es sind echte Könner, die ihr Kapital in kürzester Zeit verdoppeln. Sie haben ihr Ego unter Kontrolle und bleiben bescheiden. Unter 1.000 diskretionären Tradern gibt es vielleicht zwei, die außergewöhnliche Fähigkeiten besitzen. Fähigkeiten, von denen System-Trader nur träumen können. Das ist der Stoff, aus dem Börsenträume bestehen.

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