Uber: Wieso ist Buffett nicht eingestiegen?
Zuletzt aktualisiert & geprüft: 08.03.2021
Ende Mai gab es an den Finanzmärkten ein interessantes Thema: Steigt der Star-Investor Warren Buffett bei Uber ein – oder nicht? Es ging darum, ob Warren Buffett mit einem Milliarden-Betrag einsteigt. Doch offensichtlich wurden sich die beiden Parteien nicht einig. Zumindest ging das Ende Mai durch die Presse. Was waren die Gründe dafür, dass Warren Buffett doch nicht bei Uber eingestiegen ist? Oder ist das vielleicht auch nur Teil der Verhandlungen – eine Seite bricht die Gespräche ab, um sich vielleicht intern zu besprechen und/oder zu hoffen, dass die Gegenseite bei bestimmten Punkten entgegen kommt? Falls das der Fall sein sollte (was eher unwahrscheinlich aussieht), dann könnte es zum Thema „Einstieg von Warren Buffett bei Uber“ nochmal spannend werden. Nehmen wir das Thema Uber und Warren Buffett etwas genauer unter die Lupe. Darum geht es in diesem Beitrag:
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Zunächst eine Klarstellung: Wenn es darum geht, dass „Warren Buffett“ bei Uber einsteigen wollte, dann heißt das nicht unbedingt, dass er als Privatperson einsteigt. Denn Warren Buffett hat ja sein Investmentvehikel Berkshire Hathaway, wo er der Chairman ist. Der Vice Chairman ist natürlich Charles Munger, die beiden Investoren sind natürlich bei Value Investoren zu regelrechten lebenden Legenden geworden. Nun also zu den Verhandlungen im Hinblick auf einen möglichen Einstieg von Warren Buffett bzw. Berkshire Hathaway bei Uber. Laut dem Handelsblatt hatte Warren Buffett entsprechende Gespräche bestätigt – dabei explizit darauf verwiesen, dass es um einen möglichen Einstieg von Berkshire Hathaway bei Uber gegangen sei. Als Fazit dazu schrieb das Handelsblatt in einem Beitrag vom 31. Mai, ich zitiere daraus: „Der Deal scheiterte jedoch letztlich, weil sich die Parteien dem Bloomberg-Bericht zufolge weder auf die Bedingungen noch auf die Größenordnung des Investments einigen konnten.“
Quelle: „Buffett wollte bei Uber einsteigen, doch der Deal scheiterte“, online abrufbar unter diesem Link
Uber: Wieviel ist das Unternehmen wert?
Dem gerade genannten Beitrag zufolge ging es um einen Einstieg in Höhe von „mehr als drei Milliarden Dollar“. Um das in Relation zu setzen: Uber ist noch nicht an der Börse notiert (das wird angestrebt) – insofern lässt sich nicht einfach eine Marktkapitalisierung bestimmen. Zur Berechnung der Marktkapitalisierung wird die Zahl der Aktien mit dem aktuellen Aktienkurs multipliziert. Die Überlegung dahinter: Wenn ich alle Aktien des Unternehmens zum aktuellen Börsenkurs kaufen könnte – wieviel würde das kosten? Die Antwort auf diese Frage liefert die Höhe der Marktkapitalisierung.
Angaben zum Wert von Uber sollten kritisch gesehen werden
Doch diese Berechnungsmethode gibt es nicht, da Uber noch nicht börsennotiert ist (wer weiß, ob/wann das der Fall sein wird). Insofern lässt sich in Bezug auf den Wert von Uber nur auf Schätzungen zurückgreifen. Und die sind natürlich mit Vorsicht zu genießen. So besteht zum Beispiel bei Uber selbst natürlich ein Eigeninteresse, diesen Wert möglichst hoch anzusetzen. Denn auf diese Weise müssten möglichen Investoren für deren Einsatz ein tendenziell geringerer Anteil gegeben werden, als es sonst der Fall wäre (wenn der Unternehmenswert niedriger angesetzt wird).
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Um aber mal eine „Hausnummer“ zu nennen: Bei boerse.ARD.de wurde auf einen Unternehmenswert von Uber in Höhe von 68 Mrd. Dollar verwiesen. In dem Beitrag wurden aber auch einige andere recht interessante Zahlen genannt. So hieß es da mit Verweis auf eine andere Quelle, dass Uber einen Umsatz von insgesamt 7,4 Mrd. Dollar erzielt habe – und einen Verlust von 4,5 Mrd. Dollar. Der Verlust soll demnach im vierten Quartal 2017 zwar zurückgegangen sein, und zwar um rund ein Viertel (26%). Doch lag der Verlust dennoch im genannten Quartal demnach bei ca. 1,1 Mrd. Dollar. Also mehr als eine Milliarde Dollar Verlust in einem Quartal – das ist nicht ohne.
Quelle: „Uber fährt dick in die Miesen“, online abrufbar unter diesem Link
Möglicher Einstieg von 3 Mrd. Dollar in Relation gesetzt
Wenn angenommen wird, dass diese Annahme (Uber erzielt 1,1 Mrd. Dollar Verlust im vierten Quartal 2018) realistisch ist, dann wird deutlich, dass ein diskutierter Einstieg von Berkshire Hathaway bei Uber gar nicht so bedeutend gewesen wäre für beide Seiten, wie es auf den ersten Blick aussehen mag, wenn da von einem möglichen Einstiegsvolumen von ca. 3 Mrd. Dollar die Rede war. Denn auf Basis des genannten Verlusts für das vierte Quartal 2018 würden diese 3 Mrd. Dollar gerade einmal ausreichen, um die Verluste von ca. 3 Quartalen auszugleichen! Die 3 Mrd. Dollar lassen sich auch auf andere Weise in Relation setzen. Angenommen, der Unternehmenswert beträgt wirklich 68 Mrd. Dollar. Wenn Berkshire Hathaway dann mit 3 Mrd. Dollar einsteigen würde, dann wären das unter 5%. Und damit wäre Berkshire Hathaway nicht wirklich ein Großaktionär, der mitbestimmen könnte, wo es lang geht – es sei denn, es würde entsprechende Absprachen geben.
Uber: Kein „Value for money“?
Es gilt auch zu bedenken, dass bei Uber Finanzinvestoren im Hintergrund stehen. Wenn die einen Anteil abgeben, dann wohl kaum zum Schnäppchenpreis. Doch „Value for Money“, das ist eher das, was Warren Buffett bisher gesucht hat. Solche Finanzinvestoren werden aber wohl kaum Anteile an einer Beteiligung unter Wert verkaufen. Von einer „unterbewerteten Perle“ lässt sich im Hinblick auf Uber da wahrscheinlich nicht sprechen – was eine Einigung mit Warren Buffett von vorneherein alles andere als selbstverständlich aussehen ließ.
Was für ein Investment von Warren Buffett sprach…
Andererseits hat Warren Buffett eine Art Luxusproblem: Berkshire Hathaway hat bedeutende liquide Mittel im Milliardenbereich aufgebaut. Natürlich – bei den Beteiligungen sind diverse „Cash-Maschinen“ enthalten, die z.B. über Dividendenzahlungen Jahr für Jahr liquide Mittel für Berkshire Hathawy generieren. Und dann wurden in der Vergangenheit natürlich auch diverse Beteiligungen mit schönen Gewinnen verkauft. Doch die Wiederanlage der Mittel ist nicht einfach – es fanden sich keineswegs immer passende Investments. Und Warren Buffett ist dafür bekannt, lieber gar nicht zu investieren als Verlegenheitskäufe zu tätigen, hinter denen er nicht stehen kann. Insofern hatten sich die hohen Cash-Bestände aufgebaut. Fehlende liquide Mittel wären also nicht das Problem gewesen. Im Gegenteil: Wahrscheinlich würde Warren Buffett gerne passende Investments finden. Denn in den heutigen Zeiten von Niedrigst-Zinsen bringen liquide Mittel schließlich keine adäquate Verzinsung. In einem anderen Handelsblatt Artikel vom Mai hieß es zu der Thematik, dass Berkshire Hathaway über liquide Mittel von rund 100 Mrd. Dollar (!) verfügt. Mehr dazu weiter unten in diesem Beitrag. Doch wie gesagt, ein Einstieg „um jeden Preis“ ist üblicherweise nicht die Sache von Warren Buffett. Überzeugen muss das Investment auch im Hinblick auf den Preis, damit es am besten einen ordentlichen „Risikopuffer“ gibt – und offensichtlich hat ein Einstieg bei Uber Warren Buffett nicht überzeugt.
War Uber skeptisch gegenüber einem noch höheren Angebot?
Wer weiß, vielleicht war auch Uber nicht überzeugt. Laut dem zu Beginn dieses Beitrags genannten Handelsblatt-Artikel hätte Buffett zu Beginn der Gespräche sogar deutlich mehr als 3 Mrd. Dollar angeboten. Natürlich – der alte Fuchs wollte vielleicht auch etwas zu sagen haben und nicht nur ein Investor unter „ferner liefen“ mit weniger als 5% Beteiligung sein. Doch laut Handelsblatt hieß es dazu, dass sich der Uber-Chef für das Angebot „nicht erwärmen“ konnte.
War ein Einstieg via Wandelanleihe im Gespräch?
Und dann ist da noch die Frage, welche Form ein möglicher Einstieg von Berkshire Hathaway bei Uber angenommen hätte. Laut Handelsblatt war da ein Wandeldarlehen im Gespräch. Das wäre sinngemäß ein Kredit gewesen, der dann später in Aktien des Unternehmens (vielleicht nach dem Börsengang) umgewandelt werden könnte. Zu den diskutierten Details ist nichts bekannt. Möglich, dass sich Warren Buffett für Berkshire Hathaway da das beste aus beiden Welten sichern wollte: Zunächst Zinseinnahmen und die Möglichkeit, das Darlehen zum Nominalwert getilgt zu bekommen – oder im Falle eines erfolgreichen Börsengangs von Uber mit danach deutlich steigendem Uber-Aktienkurs den Tausch der Wandelanleihe in Uber-Aktien. Das ist nur eine Überlegung meinerseits zu dem, was da möglicherweise besprochen worden ist, denn Kenntnisse zu dem Gespräch bzw. den Gesprächen habe ich nicht.
Uber: Diverse Probleme
Es gilt auch nicht zu übersehen, dass Uber ein durchaus umstrittenes Unternehmen ist. Es sei nur an Rechtsstreitigkeiten in der Europäischen Union erinnert – gilt Uber nun als Verkehrsdienstleister oder „nur“ als Vermittler? Es geht auch um Fragen wie diese, ob Uber-Fahrer dann eine Lizenz benötigen oder nicht. Doch der Erfolg – so man denn davon sprechen mag – von Uber war/ist es ja gerade, dass keine hohen Hürden gesetzt werden für diejenigen, die via Uber Fahrdienste anbieten möchten. Hier gab es diverse Rechtsstreitigkeiten und Uber steht da durchaus in der Kritik. Es ist also auch möglich, dass sich Berkshire Hathaway da nicht in einen Problemfall mit rechtlichen Problemen einkaufen möchte, wobei nicht absehbar ist, wie die Gerichte entscheiden werden.
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Noch einmal zu dem Punkt, dass Berkshire Hathaway um die 100 Mrd. Dollar an liquiden Mitteln halten soll. Stimmt das? Dazu am besten direkt der Blick auf die Angaben, die Berkshire Hathaway selbst in der sogenannten „FORM 10-Q“ im Hinblick auf das erste Quartal 2018 gegeben hat. Denn Berkshire Hathaway selbst sollte das am besten wissen – und was das Unternehmen an die zuständigen Behörden gemeldet hat, sollte glaubwürdig sein. Die entsprechenden Angaben finden sich auf der Internetseite von Berkshire Hathaway. Und dort findet sich zum Stand 31.3.2018 unter dem Punkt „Cash and cash equivalents“ des wichtigen Firmenbereichs „Insurance and Other“ die Angabe: 50,559 Mrd. Dollar.
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Dann gibt es den Punkt „Short-term investments in U.S. Treasury Bills“, also kurzfristige Investments in US-Staatsanleihen. Das Volumen davon wird mit 48,04 Mrd. Dollar angegeben. Das sind wahrscheinlich kurzlaufende Papiere, weshalb sie zu den Cash-Beständen hinzugerechnet werden können, wenn es darum geht, die Höhe der Mittel zu bestimmen, die Berkshire Hathaway innerhalb relativ überschaubarer Zeit aktivieren könnte. Diese beiden Posten zusammen ergeben 98,599 Mrd. Dollar. Hinzu kommen noch einige Milliarden bei den Unternehmensbereichen „Railroad, Utilities and Energy“ sowie „Finance and Financial Products“. Zusammengenommen ergibt das dann denn weiter vorne in diesem Beitrag genannten rund 100 Mrd. Dollar bzw. über 100 Mrd. Dollar. Das Geld für eine Beteiligung bei Uber – in welcher Form auch immer – wäre also gewiss da gewesen. Das wäre also nicht das Problem gewesen. Es ist also offensichtlich an anderen Punkten gescheitert.
Fazit: Uber und Warren Buffett (6/2018):
Nach derzeitigem Stand der Nachrichtenlage (dieser Beitrag wurde am 1. Juni 2018 verfasst) sind die jüngsten Gespräche über einen Einstieg von Berkshire Hathaway bei Uber gescheitert. Es gilt hier zu beachten, dass das anvisierte Volumen von 3 Mrd. Dollar zwar absolut gesehen natürlich eine hohe Summe ist – doch relativ gesehen sieht das schon ganz anders aus. Denn wenn es stimmt, dass Uber alleine im vierten Quartal 2017 rund 1,1 Mrd. Dollar Verlust erzielt hat, dann würden 3 Mrd. Dollar gerade einmal das ausgleichen, was in ca. 3 Quartalen von Uber an Geld „verbrannt“ wird. Zudem ist Warren Buffett üblicherweise nicht der Mann, der gerne eine Investition eingeht, bei der das zugrundeliegende Unternehmen noch auf absehbare Zeit hinaus Geld verbrennen wird. Üblicherweise sucht Buffett eher nach „Value“, sprich Werten, die er günstig kaufen kann. Wenn ein Dollar „Value“ für 80 Cents zu kaufen ist, dann ist das etwas anderes als wenn bei Uber ein Investment eingegangen wird, wo klar ist, dass Uber bis auf weiteres noch Monat für Monat Geld „verbrennen“ wird.
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