Volatilität und was sie bedeutet
Zuletzt aktualisiert & geprüft: 15.10.2020
Beim Handel mit Optionen ist die Volatilität eine der wichtigsten Einflussgrößen bei der Preisentwicklung. Sie gibt die Schwankungsbreite eines Wertpapieres, eines Index oder einer Währung an. Trader sollten sich intensiv mit der Volatilität und den zu erwartenden Kursschwankungen des Marktes befassen, denn sie entscheiden über Gewinne und Verluste. Schwankt der Aktienkurs stark, bedeutet das eine hohe Volatilität. Je höher die zu erwartende Schwankung ist, desto wahrscheinlicher wird eine positive Entwicklung der Option für die Trader. Deshalb akzeptieren sie beispielsweise höhere Preise für Optionen/den Optionsschein. Wir erklären die Unterschiede zwischen historischer sowie impliziter Volatilität.
- Volatilität ist eine wichtige Einflussgröße bei Preisentwicklung von Optionen
- Implizite Volatilität und historische Volatilität unterscheiden sich
- Volatilität ist wichtig für die Anlagestrategie
- Volatilität eignet sich zur Trenderkennung
Volatilität und ihr Einfluss auf den Kursverlauf
Wer Optionen handelt, weiß, dass der Preis durch verschiedene Faktoren bestimmt wird. Dazu gehört auch die erwartete, die implizite, Volatilität. Weiterhin sind entscheidend:
- Ausübungspreis
- Dividende
- Basiswert-Kurs
- Laufzeit der Option
- Dividende
Die Volatilität ist innerhalb der Optionen eine unbekannte Größe, die jedoch einen wichtigen Einfluss auf den Kursverlauf hat. Schauen wir uns an, wie die Volatilität in der Praxis aussieht.
Begriffserklärung der Volatilität
Die Volatilität von Kursen drückt die Schwankungsbreite aus. Hieran sehen Anleger, wie stark sich der Kurs oder Preis innerhalb eines bestimmten Zeitraumes bewegt hat. Bei stabilen Wertpapieren ist die Volatilität äußerst gering ausgeprägt. Die Kursschwankungen sind hier vergleichbar moderat, was sich auch im Chart widerspiegelt. Anders hingegen sieht es bei anderen Finanzinstrumenten aus. Bestes Beispiel sind Kryptowährungen, die eine äußerst hohe Volatilität aufweisen.
Nutzung des Volatilitätsbarometers VDAX
Um die Volatilität von DAX-Werten zu erkennen, können Trader auf das sogenannte VDAX schauen. Hier werden die Volatilitätserwartungen aller Anleger für sämtliche DAX-Optionen an Eurex wiedergegeben. Wie wir wissen, orientieren sich Investmenthäuser bei der Optionspreisstellung an der Vorgabe der Terminbörse. Wie sieht der VDAX in der Praxis aus? Steigen die DAX-Kurse, so fällt der VDAX. Fällt der DAX hingegen, ist es umgekehrt: Die implizite Volatilität steigt an. Der VDAX gilt aber nicht nur als Barometer für die Volatilitätserwartungen, sondern auch als Stimmungsindikator. Umgangssprachlich wird er auch als „Angstbarometer“ bezeichnet. Sind die Profis besonders optimistisch, fällt die implizite Volatilität äußerst gering aus.
Einfluss von Unternehmensnachrichten auf die Volatilität
Der Markt ist ständig in Bewegung. Werden beispielsweise Unternehmenskennzahlen veröffentlicht, kommt es häufig zu Kursschwankungen. Diese Schwankungen kommen jedoch meist nicht aus dem Nichts, sondern lassen sich bereits vor Veröffentlichung erkennen. Wer einen Blick auf die Optionspreise wirft, kann eventuelle Schwankungen in den Underlyings wiederfinden. Bekannt ist dieses Phänomen bereits aus der Praxis, beispielsweise bei amerikanischen Technologie-Aktien (beispielsweise Google oder Apple sowie Facebook oder Twitter). Hier lässt sich die Volatilität besonders gut im Vorfeld ablesen. Grund hierfür ist die hohe Schwankungsbreite der Wertpapiere. Auf dem amerikanischen Markt sind kurzfristige Optionen auf Technologie-Aktien für spekulative und kurzfristige Anlagen äußerst beliebt. Der Preis für die kurzfristigen Optionen preist die deutlich höhere implizite Volatilität ein und wird damit oft lieber gehandelt als Optionen mit langer Laufzeit.
Volatilität bei Biotechnologie- oder Pharma-Unternehmen ebenfalls gut ablesbar
Die implizite Volatilität ist nicht nur ein Phänomen der Technologie-Aktien, sondern auch in Bezug auf viele Unternehmen aus der Biotechnologie oder aus dem Pharmaziebereich. Hier lässt sich besonders gut ablesen, wie die Märkte reagieren, wenn sie gespannt auf Nachrichten der Food and Drug Administration warten. Gibt es beispielsweise Fortschritte beim Zulassungsprozess eines neuen Medikamentes, macht sich das unmittelbar in einem raschen Anstieg des Wertpapierpreises bemerkbar. Verzögert sich die Zulassung oder wird das Medikament nicht genehmigt, so bricht der Markt meist stark ein. Anhand der Preise der Optionen lassen sich solche Situationen gut ablesen und noch viel mehr: Die Preise der Optionen verraten auch, welche Erwartungen die Marktteilnehmer an die Kursbewegung haben.
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Die historische Volatilität
Die historische Volatilität berechnet sich, wie es der Name schon sagt, auf Basis historischer Kurse. Dabei handelt es sich um eine durchschnittliche Schwankungsbreite der Aktienpreise oder der Preise eines Index. Betrachtet wird stets ein bestimmter begrenzter Zeitraum in der Vergangenheit.
Wie wird die Kennzahl berechnet?
Als Grundlage dient die Standardabweichung der täglichen Kursschwankungen über einen Zeitraum von 30 Tagen. Hier wird jedoch die Schlusskursbasis berücksichtigt. Würden wir diese historische Volatilität für den DAX-Index berechnen, würde sich folgendes Bild ergeben:
- 2008–2015: enorme Schwankungen bei der Volatilität
- Dezember 2008: Höchststand der historischen Volatilität erreicht (Höhepunkt der Finanzkrise)
Sind die Schwankungen auf Tagesbasis gering, sinkt natürlich auch die Volatilität. Die negative Korrelation zwischen der Volatilität und der Börsenrichtung liegt vor. Fallen die Börsen, zeichnet sich die Volatilität stets höher als bei steigenden Börsen ab. Ursächlich dafür ist, dass Kursanstiege in einem Bohlenmarkt vergleichsweise langsam verlaufen. Kursrückgänge in einem Bärenmarkt zeigen sich jedoch deutlich intensiver.
Wie wichtig ist historische Volatilität für Optionsanleger?
Die historische Volatilität ist eine Art Richtwert für die Kursentwicklungen aus der Vergangenheit. Eine Prognose für die Zukunft lässt sich daraus natürlich nicht ableiten. Dennoch ist es für Optionsanleger wichtig, auch die historische Volatilität zu kennen. Grundsätzlich spielt hier eine Rolle: Die Geschichte wiederholt sich. Auch an den Märkten ist nach einer gewissen Zeit zu erkennen, dass sich beispielsweise Muster und Kursentwicklungen wiederholen, die vielleicht in ähnlicher Form bereits in der Vergangenheit auftauchten.
Wichtige Infos zur Volatilität
- Volatile Wertpapiere zeichnen sich durch starke Kursschwankungen aus. Dadurch sind sie unberechenbar und deutlich schwieriger für Trader einzuschätzen. Solche Optionen weisen ein deutlich höheres Verlustrisiko auf. Deshalb ist der Handel solcher Optionen für unerfahrene Trader weniger geeignet, da die Einschätzung zur Kursentwicklung deutlich mehr Fachwissen und Übung verlangt.
- Aktien mit hoher Volatilität sind beispielsweise Pennystocks. Die Marktkapitalisierung ist meist geringer und sie haben ein geringes Handelsvolumen. Nur geringe Änderungen bei Nachfrage und Angebot lösen dann starke Kursschwankungen aus. Auch von diesen Wertpapieren sollten unerfahrene Trader zunächst ohne umfangreiches Wissen und Erfahrung Abstand nehmen.
- Aktuelle Volatilitäten zu einem Wertpapier können Trader aus dem Chartverlauf entnehmen. Hier besteht die Kunst darin, die Kursausschläge zu analysieren, was allerdings eine gewisse Grundkenntnis zur Chartanalyse voraussetzt.
Tipp: Trader sollten sich die Grundregel einprägen: Je höher die Volatilität einer Option ist, desto höher ist auch das Verlustrisiko bei dem Investment. Wer sich unsicher ist, sollte zunächst nach Optionen suchen, die weniger Schwankungen aufweisen und etwas sicherer sind.
Chartanalyse üben, um Volatilität zu erkennen
Um die Volatilität zu erkennen, können sich Trader eines Standardindikators, des Average True Range (ATR), bedienen. Dabei handelt es sich um ein charttechnisches Hilfsmittel, welches bei der technischen Analyse dienlich sein kann. Die ATR zeigt den Tradern die echte Handelsspanne des betrachteten Marktes an. Die Volatilität nimmt zu, wenn der ATR steigt. Das Nachlassen einer Volatilität zeigt hingegen die fallende ATR.
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ATR als Handelssignal und Trenderkennung
Die Volatilität ist gering, wenn wir im Chart eine Seitwärtsbewegung finden. Zeichnet sich jedoch ein Abwärtstrend oder ein Aufwärtstrend ab, nimmt auch die Volatilität zu.
Trenderkennung durch Volatilität
Erfahrungen zeigen, dass mit einer zunehmenden Volatilität ein beginnender Trend zu erkennen ist. Er deutet sich in die jeweils hauptsächlich gehandelte Richtung an. Der Average True Range Indikator steigt allerdings bei fallenden UND steigenden Kursen. Die Trendrichtung wird daraus abgeleitet, in welche Richtung der Ausbruch aus dem Seitwärtstrend erfolgt.
Handelssignale richtig erkennen
Um Handelssignale richtig zu erkennen, ist etwas Übung bei der Chartanalyse erforderlich. Dabei wird die Range (Spanne zwischen Tageshöchstkurs und Tagestiefstkurs) betrachtet. Zwischen diesen beiden Punkten bewegte sich der Kurs im Tagesverlauf. Je größer die Spanne ist, desto mehr steigt die Volatilität und damit verbunden die Seitwärtsbewegung.
Trader können dies bestimmen, indem die ATR mit einem Faktor multipliziert wird. Das lässt sich an einem Beispiel erklären:
Beträgt der Multiplikator 1,25 und die ATR liegt bei 100 Punkten, wird ein Verkaufssignal dann ausgelöst, wenn der Schlusskurs 125 Punkte unterhalb des Vortages liegt. Soll ein Kaufsignal ausgelöst werden, muss der Schlusskurs demnach 125 Punkte oberhalb des Vortages liegen. Trader nehmen an, dass sich ein Trend andeutet und handeln ihn.
Marktpsychologie und Volatilität
Lässt sich anhand der Volatilität der Trend erkennen, ist immer die Marktpsychologie zu berücksichtigen. Hier geht es um die Gesetzmäßigkeit des Herdentriebes: Hat sich ein Trend entwickelt, werden auch andere Trader folgen. Das geschieht so lange, bis es zur Übertreibung kommt; sich der Kurs in die Gegenrichtung bewegt/auf ein Normalniveau zurückfällt.
Volatilität für Optionshandel zunutze machen
Trader, die Optionen handeln, betrachten die Volatilität nicht als ihren Freund. Warum ist das so? Je höher die Volatilität ist, desto teurer wird auch das Investment in die Option. Dennoch lässt sich die Volatilität zum Vorteil nutzen, vorausgesetzt, Trader haben die passende Strategie und nutzen die richtigen Instrumente.
Wer zur falschen Zeit kauft, hat höhere Wahrscheinlichkeit für Verlust
Gekaufte Optionen sind nicht immer vorteilhaft für die Käufer. Haben sie beispielsweise zum falschen Zeitpunkt gekauft, kann dies Verluste mit sich bringen. Auch wenn sich der Basiswert wie gewünscht entwickelt, können Trader mit einem Call Verluste erzielen, obwohl die Kurse ansteigen. Ursächlich dafür ist meist der falsche Kaufzeitpunkt; meist zu einem Volatilitäts-Hoch. Als Faustregel gilt: Je höher die implizite Volatilität, desto teurer wird sie beim Kauf. Wer beim Kauf die hohe Volatilität mitbezahlt, bekommt dies auch bei Endfälligkeit nie ausgezahlt.
Optionspreisrechner nutzen und Volatilität einbeziehen
Um zu sehen, welche Auswirkungen die Volatilität auf den Preis einer Option hat, sollten Trader nachrechnen. Hierzu schauen wir uns ein Beispiel an:
- Aktie XY weist eine hohe implizite Volatilität der Option auf.
- Call-Optionsschein mit Laufzeit März 2017 und Strike 15 Euro wird bei einer hohen impliziten Volatilität von 53 Prozent mit 5,60 Euro bepreist.
Würde sich die implizite Volatilität halbieren und die Bedingungen sonst unverändert bleiben, würde der Preis für die Option um 32 Prozent sinken. An diesem Beispiel sehen Trader genau, dass sie zu Zeiten hoher Volatilität nicht kaufen sollten.
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Volatilität zum Vorteil nutzen
Trader können sich die Volatilität auch zum Vorteil machen. Es gibt beispielsweise verschiedene Zertifikate, beispielsweise für den VStoxx (Volatilitätsgradmesser des Euro Stoxx 50 Index). Die Trader haben hier den Vorteil, dass sie mit einem Call-Zertifikat auf den VStoxx unmittelbar Geld verdienen, wenn die Volatilität steigt. Fällt die Volatilität, können Trader mit dem entsprechenden Put-Zertifikat ebenfalls davon partizipieren.
Verkaufen bei hoher Volatilität
Diese Zertifikate sind nicht für alle Marktphasen geeignet. Solch ein Put-Zertifikat kaufen Trader bestenfalls, wenn die Volatilität Spitzenwerte erreicht. Dies war beispielsweise 2011, 2008 sowie 2002 der Fall. Für das Call-Zertifikat ist der geeignete Zeitpunkt deutlich schwieriger zu bestimmen. Teilweise kann die Volatilität sogar jahrelang auf einem äußerst niedrigen Niveau verharren. Die nötigen Finanzierungskosten für die Hebelzertifikate würden die Gewinne komplett aufbrauchen.
Tipp: Optionen sollten bei niedriger Volatilität gekauft und bei hoher Volatilität verkauft werden.
Beim Verkauf der Option erhalten die Trader eine Prämie. Je stärker die implizite Volatilität vor dem Verkaufszeitpunkt ansteigt, desto höher fällt auch die Prämie aus. Generell ist im Devisenhandel der Option der Verkauf am einfachsten. Bereits mit kleinen Kapitaleinsätzen können die Trader Devisenoptionen bei vielen Brokern handeln. Bei Wertpapier-Optionen werden im Vergleich dazu oft größere Summen gefordert. Für den Handelseinstieg bieten sich deshalb die Optionen im Devisenhandel an.
Fazit: Volatilität muss nicht schlecht beim Optionshandel sein
Viele Trader, die mit Optionen handeln, stehen mit Volatilitäten auf Kriegsfuß. Kaum verwunderlich, denn je höher die Volatilität ausgeprägt ist, desto teurer werden auch die Optionen. Doch diese Ansicht muss nicht zwangsläufig so bestehen, denn die Volatilität lässt sich auch zum Vorteil nutzen. Mit ihr lassen sich beispielsweise Handelsstrategien entwickeln und Trends erkennen. Generell gibt es verschiedene Arten der Volatilitäten: implizite Volatilität sowie historische Volatilität. Die historische Volatilität wird aus den vergangenen Basiswerten berechnet und gibt die durchschnittliche Schwankungsbreite eines bestimmten Zeitraumes wieder. Viel wichtiger ist für die Trader allerdings die implizite Volatilität, denn sie nimmt einen wesentlichen Einfluss auf die Preisentwicklung. Wer die Volatilität richtig interpretieren kann, kann die zu erwartenden Kursschwankungen des Marktes voraussagen und entscheidet damit maßgeblich über seinen Gewinn oder Verlust der Option.
Für unerfahrene Anleger ist die Bewertung von Volatilitäten und deren Nutzung für das Erkennen von Trends eher schwierig. Dennoch lässt sich beispielsweise durch die ATR die Volatilität zur Trenderkennung nutzen. Wer den beginnenden Trend frühzeitig erkennt, kann seine Strategie entsprechend anpassen, seine Optionen verkaufen oder kaufen. Generell spielt das Erkennen von Handelssignalen eine wichtige Rolle, wenn es um den Optionshandel und das Investment in andere Finanzinstrumente geht. Deshalb empfehlen wir: Üben, üben, üben! Auch Sie können sich mit den Volatilitäten bei Optionshandel vertraut machen. Melden Sie sich bei einem Broker mit einem Übungskonto an und versuchen Sie doch einfach, mit den entsprechenden Indikatoren, Trends Volatilitäten zu erkennen und sich zunutze zu machen.
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