Weiterhin keine Pleitewelle in Sicht
Zuletzt aktualisiert & geprüft: 14.09.2021
Die Bundesregierung hat viele Unternehmen während der Pandemie unterstützt und so auch Verluste abgefedert. Dennoch gehen Experten weiter davon aus, dass es in diesem Jahr zu Nachholeffekten kommen wird und einige Unternehmen Insolvenz anmelden müssen. Dies hat sich bisher aber nicht bewahrheitet. Die Zahl der Privatinsolvenzen ist dagegen stark gestiegen, was aber nicht unbedingt in der Pandemie begründet ist. Bei XTB finden Trader, laut unserem XTB Test, Aktien und CFDs aus vielen Branchen.
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Laut des Statistischen Bundesamts sank die Zahl der gemeldeten Insolvenzen sogar. Im ersten Halbjahr 2021 meldeten die Amtsgerichte in Deutschland 7.408 Unternehmensinsolvenzen. Dies waren 17,7 Prozent weniger als vor einem Jahr und sogar 22,9 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2019.
Die voraussichtlichen Forderungen von Gläubigern sind aber mit 31,8 Milliarden Euro beinahe doppelt so hoch wie vor einem Jahr. Im ersten Halbjahr 2020 forderten die Gläubiger bei beantragten Unternehmensinsolvenzen nur 16,7 Milliarden Euro. Dies hängt damit zusammen, dass in den ersten sechs Monaten 2021 mehr Unternehmen Insolvenz beantragen mussten, die von größerer wirtschaftlicher Bedeutung sind.
In den ersten Monaten des Jahres galten weiter Sonderregeln bei Unternehmensinsolvenzen. Im letzten Jahr wurde die Insolvenzantragspflicht für überschuldete Unternehmen ganz ausgesetzt. Die Regel galt bis Ende April 2021 weiterhin für Unternehmen, die noch auf Corona-Hilfen des Bundes warteten. Seit Mai gilt die Insolvenzantragspflicht also erst in vollem Umfang wieder.
Die meisten Insolvenzen in der Baubranche
Im Baugewerbe gab es mit 1.219 die meisten Insolvenzen. Aber auch dies waren 16,6 Prozent weniger als im letzten Jahr. Im Handel beantragten 1.120 Unternehmen die Einleitung des Insolvenzantragsverfahrens, was ein Minus von 24,6 Prozent war. Im Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, wozu auch beispielsweise Reisebüros und Reiseveranstalter gehören, gab es 805 Unternehmensinsolvenzen, was 14,5 Prozent weniger als vor einem Jahr waren.
Einen Hinweis, wie sich die Situation weiter entwickeln könnte, gibt ein Blick auf die Regelinsolvenzverfahren. Die Zahl sank im August laut vorläufigen Zahlen um 19 Prozent im Vergleich zum Juli; stieg aber um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damals war die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt und ein starker Rückgang der Insolvenzen im Vergleich zum August 2019 somit nicht verwunderlich. Das Minus lag bei 34,4 Prozent.
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Allerdings mussten in den ersten sechs Monaten des Jahres mehr Menschen Privatinsolvenz anmelden. Dies betraf 42.304 Menschen in Deutschland, was ein Anstieg von rund 51 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist. Der Anstieg kann auf ein neues Gesetz zur schrittweisen Verkürzung vom Restschuldbefreiungsverfahren zurückgeführt werden. Der Zeitraum soll von sechs auf drei Jahre sinken. Die neue Regelung gilt seit dem 1. Oktober letzten Jahres. Wer ein Verbraucherinsolvenzverfahren beantragt, hat früher Aussicht auf einen Neuanfang als bisher. Einige Menschen könnten daher gewartet haben, bis das neue Gesetz in Kraft trat, um von den neuen Regeln zu profitieren.
Ähnliche Zahlen und Tendenzen wie dem Statistischen Bundesamt liegen auch dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) vor. Das IWH gibt jeden Monat einen Insolvenztrend heraus. Demnach sind die aktuellen Zahlen im langfristigen Vergleich sehr niedrig. Dies kann wohl auf die umfangreichen staatlichen Hilfen zurückgeführt werden. Diese könnten die Zahlen noch verzerren.
Rückstau bei Insolvenzen denkbar
Denkbar ist, dass ein Rückstau bei Insolvenzen entsteht. Daher sollten aus Sicht des IWH die staatlichen Hilfen geprüft werden. So würde beispielsweise das Kurzarbeitergeld auch ungeprüft an Unternehmen in Branchen gezahlt, die von der Pandemie nicht betroffen sind und sogar boomen. Daher werden so Unternehmen, die eigentlich in Schwierigkeiten sind, unterstützt und künstlich am Leben erhalten. In diesem Zusammenhang fällt immer wieder der Begriff der „Zombifirmen“. Unternehmen sind eigentlich pleite, werden aber durch staatliche Hilfen weiter am Leben gehalten. Erst nach Ende der Corona-Hilfen könnte sich also wirklich zeigen, wie viele Unternehmen pleite sind.
Marcel Fratzscher, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), warnte kürzlich im „Spiegel“ ebenfalls vor bösen Überraschungen bei Insolvenzen. Viele Unternehmen hätten demnach Rücklagen aufgebaut oder sich verschuldet. Einige könnten auch feststellen, dass ihr Geschäftsmodell nicht mehr zukunftsfähig ist, da sich die Wirtschaft weiterentwickelt und verändert hat. Daher könnte sich die Situation in den nächsten Monaten anders darstellen und in den nächsten zwei Jahren könnte es immer wieder zu Rückschlägen kommen. Kurzarbeitergeld und staatlichen Hilfen könnten daher aus seiner Sicht immer wieder notwendig sein.
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Weiter sind Unternehmen in Deutschland weiter durch Lieferengpässe belastet. Diese könnten laut einer Studie des IW Kosten in Milliardenhöhe verursachen. Die Autoindustrie hat im zweiten Quartal fast ein Viertel weniger Autos gebaut als vor zwei Jahren. Der Mangel an Microchips zwingt viele Autobauer dazu, die Produktion vorübergehend einzustellen. Allerdings sind mittlerweile fast alle Branchen von den Lieferengpässen betroffen.
Das Produktionsniveau der deutschen Industrie sank im zweiten Quartal fast 25 Prozent unter das Vorkrisenniveau. Bisher ist keine klare Verbesserung in Sicht. Je länger die Situation anhält, umso mehr könnte sich das negativ auf den konjunkturellen Aufschwung auswirken. Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln schätzt, dass die Wertschöpfung in Deutschland im nächsten Jahr 30 bis 40 Milliarden niedriger ausfallen könnte als bisher erwartet wurde.
Das Bruttoinlandsprodukt könnte im nächsten Jahr um vier Prozent steigen, aber 4,75 Prozent sind laut des IWs möglich wenn die aktuellen Probleme behoben werden. Weiter stehen viele Unternehmen beispielsweise durch die Lieferprobleme in China vor großen Herausforderungen. Die Wirtschaftsleistung wird daher auch in diesem Jahr das Vorkrisenniveau nicht erreichen.
Wertschöpfungsverlust in Milliardenhöhe
Die Experten des IW gehen davon aus, dass der Wertschöpfungsverlust allein im zweiten Halbjahr 2021 bei etwa 30 Milliarden Euro liegen könnte. Bis Ende des zweiten Quartals 2021 gingen der deutschen Wirtschaft nach Berechnungen des IW bereits 300 Milliarden Euro an Wertschöpfung verloren. Kommt es zu einer vierten Welle und vielleicht erneut zu einem Lockdown, könnte der Wertschöpfungsverlust allein im vierten Quartal bei zehn Milliarden Euro liegen.
Viele Experten und Betroffene sind eher skeptisch, dass es bald zu einer Verbesserung der Situation kommen wird. So sagte beispielsweise Rolf Habben Jansen, der Chef der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd, dass er Ende Juni noch davon ausging, dass sich die Situation im Herbst verbessern wird. Mittlerweile geht es frühestens im ersten Quartal von einer besseren Situation aus.
Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer, Inhaberin des Lehrstuhls für Komparative Wirtschaftsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München, geht davon aus, dass vor allem der Halbleitermangel die Wirtschaft noch länger belasten wird. Die Nachfrage wird weiter hoch sein und weitere Produktionskapazitäten können in diesem Bereich nicht allzu schnell ausgebaut werden.
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Bei einer Umfrage unter 3.000 Firmen kam der Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) zu dem Ergebnis, dass nur ein Fünftel der befragten Unternehmen davon ausgehen, dass sich die Situation bis Ende des Jahres spürbar verbessert. Nicht verwunderlich ist es daher, dass auch das ifo-Institut von einer schlechteren Stimmung in der Wirtschaft ausgeht. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank von 100,7 Punkten im Juli auf 99,4 Punkte im August.
Schon jetzt haben die wichtigsten Wirtschaftsinstitute in Deutschland ihre Konjunkturprognose für 2021 gesenkt. Das Ifo-Institut geht beispielsweise nur noch von einem Wachstum von 3,3 Prozent aus. Im März war die Prognose noch 0,4 Prozent höher. Allerdings gehen viele Experten davon aus, dass die Lieferengpässe nur vorübergehend sind und es im nächsten Jahr zu einer deutlichen konjunkturellen Erholung kommen wird.
Dies verschiebt sich wohl aber zeitlich etwas. Falls sich die Lieferengpässe bis Jahresende lösen lassen, könnte es schon viel früher zu einer Erholung kommen: Viele Unternehmen vermelden Rekordaufträge, ihnen fehlt aber das Material. Wenn dies ab dem Jahreswechsel kontinuierlich und störungsfrei abgearbeitet werden können, wirkt sich dies wohl auch auf die Konjunktur vorteilhaft aus.
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Die befürchtete Pleitewelle nach der Corona-Krise blieb auch im ersten Halbjahr aus. Allerdings könnte diese sich weiterhin mit Verzögerung einstellen. Nach einem neuen Gesetz stieg jedoch die Zahl der Privatinsolvenzen. Dennoch kommen viele Unternehmen nicht aus den Schwierigkeiten heraus, sondern werden insbesondere durch Lieferengpässe belastet.
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