Wirtschaftliche Erholung in Deutschland schwächer als in anderen Ländern?

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 24.09.2021


Der wirtschaftliche Aufschwung in anderen Ländern scheint nach der Corona-Krise deutlich schneller voranzugehen, als in Deutschland. Hierzulande wie auch in anderen Ländern gehen die Infektionszahlen zurück und das Leben normalisiert sich nach und nach. Auch die Konjunktur zieht wieder an, in anderen Ländern bislang aber kräftiger als in Deutschland. Die Konjunktur kann sich auch auf den Aktienhandel auswirken. Trader können sich bei XTB, laut unserem XTB Test, für Aktien aus vielen Ländern entscheiden.

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Wirtschaft in vielen europäischen Ländern erholt sich

Die britische Wirtschaft wuchs im April im Vergleich zu Vorjahresmonat um 27,6 Prozent. Dies ist laut des Nationalen Statistikamts ONS ein Rekordwert. Im letzten Jahr erlebte die britische Wirtschaft ebenfalls einen deutlichen Absturz. In Großbritannien wurde zuletzt die Wirtschaft aber wieder schrittweise geöffnet. Auf das ganze Jahr gerechnet geht die britische Notenbank nun von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 7,25 aus, was der höchste Anstieg seit 1941 wäre.

Auch in Frankreich scheint es gut auszusehen. Dort geht man mittlerweile von einem Anstieg des Wirtschaftswachstums von 5,5 bis 5,7 Prozent in diesem Jahr aus. Die Regierung in Madrid erwartet sogar ein Plus von 6,5 Prozent. Viele Ökonomen gehen mittlerweile von besseren Aussichten für das Wirtschaftswachstum in der Eurozone aus. Vor allem sinkende Neuinfektionszahlen und die Erholung der Weltwirtschaft sind Gründe dafür. Die EZB geht aktuell von einem Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone von 4,6 Prozent aus.

Die USA könnte sich noch deutlicher erholen und die Fed geht von einem Plus von 6,5 Prozent bei der Wirtschaftsleistung aus. Für die chinesische Wirtschaft gibt es Prognosen, die einen Anstieg der Wirtschaftsleistung von 8,5 Prozent prognostizieren. Mit diesen Zahlen kann die deutsche Wirtschaft aber derzeit kaum mithalten.

Erholung in Deutschland

Plus von bis zu vier Prozent denkbar

Die Bundesbank geht aktuell von einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt für 2021 von 3,7 Prozent aus. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier zeigt sich etwas zuversichtlicher und geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft dank staatlicher Hilfen von fast 300 Milliarden Euro das Schlimmste überstanden hat. Er hält daher sogar ein Wirtschaftswachstum von dreieinhalb bis vier Prozent für denkbar.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) geht davon aus, dass sich die Wirtschaft in vielen Ländern erholt, da immer mehr Menschen geimpft werden und das Infektionsgeschehen durch wirksame Maßnahmen eingedämmt werden konnte. In anderen Ländern sind die Erfolge allerdings noch nicht so groß.

Südkorea und die USA könnten beim Pro-Kopf-Einkommen schon Ende Juni wieder die Werte von vor der Pandemie erreichen. In vielen europäischen Ländern wird dies aber unter Umständen erst in drei Jahren wieder soweit sein und in Mexiko und Südafrika vielleicht erst in frühestens fünf Jahren. Hier steht Deutschland im internationalen Vergleich besser da.

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Deutschland im Sommer wieder auf Vorkrisenniveau

Bei der Wirtschaftsleistung könnte Deutschland laut der Bundesbank im Sommer wieder die Werte von vor der Krise erreichen. Die Ökonomen der OECD gehen allerdings davon aus, dass dies erst gegen Ende des Jahres der Fall sein wird. Dennoch würde sich Deutschland mit Blick auf das BIP pro Kopf laut der OECD schneller erholen als Frankreich oder Spanien. Diese Länder könnten erst Mitte 2022 wieder die Werte von Ende 2019 erreichen. Vor allem in Spanien könnte es sein, dass die Wirtschaft erst im Sommer 2023 wieder das Vorkrisenniveau erreicht. In Großbritannien konnte dies laut der OECD im Sommer kommenden Jahres soweit sein.

Dass vor allem in Spanien oder Italien die Lage düsterer ist, hängt mit der großen Abhängigkeit dieser Länder vom Tourismus und dem Dienstleistungssektor ab. In Spanien brach diese Branche im letzten Jahr um 48,4 Prozent ein und in Griechenland sogar um 55,4 Prozent. Zum Vergleich: Der Rückgang in dieser Branche lag in Deutschland 2020 nur bei 15 Prozent.

Wirtschaftliche Erholung in Deutschland

BIP in Deutschland weniger stark gesunken

Daher sank das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland letztendlich weniger deutlich als in vielen Nachbarländern. In Deutschland ist die Industrie zu einem wesentlich höheren Anteil an der Gesamtwirtschaft beteiligt und profitiert weiter von der starken Nachfrage aus China, hier wächst nämlich der Außenhandel rasant. Trotzdem gehen leider aktuell die Aufträge für die Industrie zurück. Die OECD-Studie aus dem Mai sagt auch, dass die Stärke der Konjunkturerholung in den einzelnen Ländern auch vom Umfang der staatlichen Unterstützung für Unternehmen und gefährdete Arbeitskräfte abhängt. Dazu kommt, wie stark eine Volkswirtschaft von Branchen wie dem Tourismus abhängig ist und wie die Gesundheits- und Impfpolitik aufgestellt ist. Das ifo-Institut meint aber indes, dass sich die Konjunkturerholung verschiebt.

Dennoch geht die OECD davon aus, dass trotz der internationalen Konjunkturerholung das weltweite Einkommen Ende nächsten Jahres noch immer drei Billionen Dollar unter den Werten von vor der Pandemie liegen wird. Dies ist in etwas so viel wie die gesamte Wirtschaftsleistung Frankreichs. Die Bundesbank zeigte sich zuletzt jedoch wieder zuversichtlicher und sieht Deutschland am Anfang eines kräftigen Konjunkturaufschwungs.

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Bundesbank erhöht Prognose

Die Experten der Bundesbank erhöhten ihre Prognosen von drei Prozent aus dem letzten Dezember nun auf 3,7 Prozent. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft ihre pandemiebedingte Krise überwindet und schon im Sommer wieder das Vorkrisenniveau erreicht.

Die Bundesbank berücksichtigt in der aktuellen Prognose auch, dass vor allem durch die Impfkampagne das Infektionsgeschehen nachhaltig zurückgehen wird und die Schutzmaßnahmen so nach und nach aufgehoben werden können. Vor allem in den Branchen, die stark von Einschränkungen betroffen waren und beim privaten Konsumklima könnte es deutliche Nachholeffekte geben. Die Exportwirtschaft wird den Aufschwung ebenfalls voranbringen, da die Exportunternehmen von der Erholung des Welthandels profitieren.

Wirtschaftliche Erholung in Deutschland

Prognose weiter mit Risiken

Diese Einschätzung ist aber noch immer mit einigen Risiken behaftet. Noch ist es schwer einzuschätzen, die die Pandemie weitergeht und welche wirtschaftlichen Auswirkungen die weitere Entwicklung haben wird. Denkbar ist beispielsweise, dass das Coronavirus mutiert und die Impfstoffe bei dieser Mutation nicht oder nur schwächer wirken. Würde es damit zu Rückschlägen in der Pandemiebekämpfung kommen, könnte dies auch Folgen für die Wirtschaft haben.

Die Bundesbank ist der Auffassung, dass dieses Risiko größer wird, je länger es dauert, bis die Pandemie auch weltweit unter Kontrolle ist. Dennoch gehen nicht nur die Bundesbank, sondern auch viele andere Ökonomen davon aus, dass sich die deutsche Wirtschaft auch dank der staatlichen Hilfen in diesem Jahr deutlich erholen und auch 2022 besser laufen wird.

Bundesfinanzminister Peter Altmaier sagte kürzlich, Deutschland habe die Rezession besser überstanden als viele erwartet hätten. Dies zeigt auch, dass beispielsweise die staatliche Förderbank KfW Ende Mai ihre Prognose für dieses Jahr von drei auf 3,5 Prozent angehoben hat. Die Experten der KfW gehen zudem davon aus, dass das Wachstum noch höher ausfallen kann, wenn die Lieferengpässe im Verarbeitenden Gewerbe schnell behoben werden.

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Bundesbank zuversichtlicher

Die Bundesbank zeigt sich auch mit Blick auf 2022 zuversichtlicher als noch im Dezember. Für 2022 geht sie nun von einem Wachstum von 5,2 statt 4,5 Prozent aus. Im Jahr darauf könnte der Zuwachs beim realen Bruttoinlandsprodukt etwas abgebremst werden, aber immer noch 1,7 Prozent betragen.

Allerdings geht auch die Bundesbank von einer höheren Inflation aus, den mit einem stärkeren Wirtschaftswachstum sind auch höhere Preise verbunden. Die Bundesbank geht für 2021 von einer Inflationsrate von 2,6 Prozent aus. Noch vor einigen Monaten lag die Prognose bei lediglich 1,8 Prozent. Jens Weidmann befürchtet, dass gegen Endes des Jahres sogar vorübergehende Inflationsraten von etwa vier Prozent auftreten könnten. Allerdings gehen bislang viele Experten davon aus, dass die hohen Inflationsraten nur vorübergehend sein werden. Die steigende Inflation ist aber ein internationales Phänomen, denn auch beispielsweise in den USA steigt die Teuerungsrate. Im Mai lag sie dort bei fünf Prozent.

Als Hintergründe für diese Entwicklung gehen viele Experten davon aus, dass hier Sonderfaktoren wie die vorübergehend gesenkte Mehrwertsteuer und die neue CO2-Abgabe eine Rolle spielen. Diese Sonderfaktoren könnten aber im Laufe des nächsten Jahres laut der Bundesbank nicht mehr von großer Bedeutung sein. Die Inflationsrate könnte dann um 1,8 Prozent liegen.

Wirtschaftliche Erholung

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Fazit: Höheres Wirtschaftswachstum in anderen Ländern

Die wirtschaftliche Erholung in Deutschland fällt derzeit nicht so hoch aus wie in anderen Ländern. Dies hängt auch damit zusammen, dass Branchen wie der Tourismus hierzulande nicht so stark von der Krise betroffen waren wie in anderen Ländern. Übrigens könnte es hier aufgrund der Delta Variante wieder Rückschläge im Tourismussektor geben. Die Bundesbank erhöhte aber kürzlich ihre Prognose und geht von einer starken Erholung ab dem Sommer aus.

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